Abwärtstrend bei den Besucherzahlen gestoppt
Autor: Sabine Memmel
Kronach, Freitag, 16. August 2013
Die Faust-Festspiele haben heuer wieder mehr Besucher angelockt als in den vergangenen Jahren. Bereits jetzt sind mehr Karten verkauft als am Ende der vergangenen Saison. Neu entwickelte Logos sorgen für Wiedererkennungswert.
Der Abwärtstrend ist gestoppt. Die Besucherzahlen der Faust-Festspiele gehen wieder nach oben. Bereits jetzt sind mehr Karten verkauft als vergangenes Jahr zu Saisonende. Erleichterung bei allen Beteiligten: "Wir können auf eine gute Saison zurückschauen", freut sich Tourismus-Chefin Kerstin Löw am Freitag bei einem Pressegespräch. 10 842 Zuschauer haben die Festspiele dieses Jahr bisher besucht - Premieren- und Freikarten ausgenommen. Und das ist nur ein vorläufiges Fazit. "Bis zum Saisonende erwarten wir einen Verkauf von voraussichtlich 11 500 Tickets", erklärt Löw. Zum Vergleich: 2012 waren es nur 10.200 Karten.
Viele Maßnahmen wurden heuer ergriffen, um dem Abwärtstrend der Besucherzahlen entgegenzuwirken. "Das ist uns gelungen.
Ein Drittel kommt zum ersten Mal
Auch die Kooperation mit den Schulen hat Löw zufolge gut funktioniert. Zu einer Generalprobe wurden die Kronacher Schulen eingeladen. Nächstes Jahr sollen außerdem Schulen aus den Landkreisen Kulmbach, Lichtenfels und Hof dabei sein. "Es waren viele junge Leute, die noch nie im Theater waren. Da erfüllen wir auch einen gewissen Bildungsauftrag", sagt Löw.
Erstmals wurde heuer zudem ein Fragebogen ausgelegt, um herauszufinden, was den Besuchern gefällt, woher sie kommen und wie sie auf die Faust-Festspiele aufmerksam geworden sind (siehe Infokasten). Das vorläufige Ergebnis zeigt: Fast alle Zuschauer, die an der Befragung teilgenommen haben, wollen die Festspiele erneut besuchen und sie weiterempfehlen. Ein Drittel von ihnen sind Neukunden. Der Großteil der Umfrageteilnehmer kennt die Festspiele durch Mundpropaganda, einige aber auch durch Anzeigen- und Radiowerbung. "Auf Oberfranken TV, Radio 1 und anderen Radiosendern in Kulmbach und Bayreuth haben wir Werbung geschaltet. Das hat sich gut ausgewirkt, das wollen wir ausbauen", findet Löw.
Die Besucherzahl bei der Komödie "Der eingebildete Kranke" überwiegt zwar deutlich, doch das Faust-Stück hält sich in all den Jahren auch diesmal stabil. "Das ist nach wie vor unser Zugpferd, gerade was Auswärtige angeht", sagt Löw. Gut geklappt hätten außerdem die Sonntagsaufführungen.
Auf den Lorbeeren ausruhen möchte sich der Unterstützerkreis, der sich zur Verbesserung der Besucherzahlen gebildet hat, nun aber keinesfalls. "Da ist noch Luft nach oben", findet Löw. Welche Maßnahmen weiterhin ergriffen werden, soll noch bekannt gegeben werden. Vorgestellt wurden dafür die neuen Logos der Stadt, entwickelt von Rolf Hering (Hering's Büro). Sie sollen künftig für Veranstaltungen wie die Faust-Festspiele und Kronach leuchtet, aber auch für Kronacher Betriebe verwendet werden. Jedes Logo besteht aus einer Bild- und Wortmarke. Farbe, Typografie und Bilder seien teilweise schon in Gebrauch, wurden aber neu zusammengestellt. "Die Stadt braucht eine Marke zur Identifikation. Dabei ging es weniger darum, etwas Neues zu entwickeln, sondern Altes zu überprüfen", erklärt Rolf Hering. So bleibt beim Logo für die Faust-Festspiele der Mephisto-Kopf beibehalten. Für das Logo der Stadt wählte Hering die berühmte Schlange Lucas Cranachs. "Das Symbol für Lucas Cranach schlechthin", begründet Hering.
Neue Flyer und Plakate
In einer Art Betriebshandbuch - offiziell "corporate design manuel" - wird genau beschrieben, wie die Marken verwendet werden sollen. "Wir wollen keinen Einheitsbrei, aber klare Regeln, die garantieren, dass wir eine Ähnlichkeit in dieser Markensystematik bekommen", erklärt Hering. Diejenigen Veranstaltungen und Betriebe, die einen großen Kommunikationsbedarf haben, können dann in diese Systematik eingebunden werden. "Die Logos ziehen sich durch alle Produkte der Stadt. Das ist eine feine Sache und hat Wiedererkennungswert", lobt Leistner.
Vom Stadtrat ist das neue Konzept bereits abgesegnet. An neuen Flyern und Plakaten sowie an einem neuen Internetauftritt wird bereits gearbeitet. Auch die Ortseingangstafel soll laut Löw erneuert werden. Im Unterstützerkreis sind neben Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein außerdem Kerstin Löw, Daniel Leistner, Vertreter aus dem Stadtrat, der Wirtschaft und der Kultur.
Bei allen Veränderungen kommt es für den Intendanten vor allem auf eines an: "Die Faust-Festspiele sind gute, anspruchsvolle Unterhaltung. Im Gegensatz zu anderen Theatern ist der Applaus heftig. Wir erreichen die Leute emotional." Und Emotionen wird es nächstes Jahr mit Sicherheit wieder zur Genüge geben: Gespielt werden zu William Shakespeares 450. Geburtstag "Romeo und Julia" und "Der Floh im Ohr" (von Georges Feydeau). "Ein echter summer of love", kündigt Löw an. Damit dürfte ein stabiler Kartenverkauf auf jeden Fall gesichert sein.
Ergebnisse der Meinungsbefragung:
Meinung 113 Fragebogen, die beim Ausschank oder im Faust-Shop weiterhin ausliegen, wurden bisher von Besuchern der Faust-Festspiele ausgefüllt.
Ergebnisse "Der eingebildete Kranke" hat die meisten Zuschauer mit 62,8 Prozent ("Der Rubin" 19 Prozent, "Faust I" 18,2 Prozent). Die Aufführungen haben 85,6 Prozent der Besucher "sehr gut" gefallen. 31 Prozent haben die Festspiele zum ersten Mal besucht, 34,5 Prozent schon häufiger, 32,7 Prozent kommen jedes Jahr. Die Besucher kommen zum Großteil aus Oberfranken (22,9 Prozent), dabei aus dem Landkreis Kronach (21,4 Prozent), aus Kronach direkt (17,7 Prozent), aus einem anderen Bundesland (16,8 Prozent), aus Franken (11,5 Prozent) oder aus Bayern (8,8 Prozent). Der Großteil (21,2 Prozent) wurde durch persönliche Empfehlung auf die Festspiele aufmerksam (14,2 Prozent durch Anzeigenwerbung, 9,7 Prozent durch anderes). 65,5 Prozent der Besucher haben mit dem Besuch der Festspiele einem Besuch der Gastronomie verbunden (8,8 Prozent haben an einer Führung teilgenommen). 94,5 Prozent wollen die Festspiele weiterempfehlen, 89,4 Prozent sie wieder besuchen.
