500-Euro-Scheine abschaffen? So reagieren Bankkunden in der Region Kronach
Autor: Marian Hamacher, Maximilian Glas
LKR Kronach, Donnerstag, 18. Februar 2016
Offenbar plant die Europäische Zentralbank, den 500-Euro-Schein abzuschaffen. Bankkunden äußerten nun die Sorge, ihr Geld könne bald nichts mehr wert sein.
Es dürften gleich einige Matratzen sein, unter die in den vergangenen Tagen im Landkreis Kronach noch einmal ein hektischer Blick geworfen wurde. Liegt das Geld noch an seinem Platz? Ist einer der 500-Euro-Scheine nicht vielleicht doch in eine Ritze gerutscht? Seitdem das "Handelsblatt" am Montag berichtete, der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) plane, den größten Euro-Geldschein abzuschaffen, scheint die Sorge größer zu werden, demnächst ein wertloses Stück Papier in den Händen zu halten. "Die Nachfrage ist vereinzelt da", sagt Hans Meserth von der Hauptkasse der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt. Doch beunruhigt müsse kein Kunde sein. Er vermutet sogar, dass eine Entscheidung noch in weiter Ferne liegt.
Kein Massenphänomen
Der gleichen Meinung ist auch Ulli Förtsch, Pressesprecher der Sparkasse Kulmbach-Kronach. "Es ist bei Weitem noch nichts spruchreif", sagt er. Trotzdem gab es in den vergangenen Tagen aufgrund der Medienberichte auch in den beiden Sparkassen-Hauptstellen in Kronach und Kulmbach vermehrte Kundennachfragen. "Es gibt vereinzelte Anfragen, 500-Euro-Scheine in kleinere Banknoten zu wechseln", erklärt Förtsch. "Aber von einem Massenphänomen kann man nicht sprechen." Dazu soll es auch in den nächsten Monaten nicht kommen. Förtsch: "Es besteht kein Grund in Hektik oder sogar in Panik zu verfallen." Dabei verweist er auch auf die Umstellung von D-Mark auf Euro im Jahr 2002. "Das war eine ganz andere Hausnummer und heute nach 14 Jahren funktioniert der Umtausch bei der Bundesbank immer noch problemlos", so Förtsch. Und an der altehrwürdigen Mark scheinen auch heute noch viele Bundesbürger zu hängen. Das noch nicht zurückgegebene Bargeld aus D-Mark-Zeiten beläuft sich laut Bundesbank immerhin noch auf stolze 13 Milliarden Mark. Eine so hohe Summe des Vermögens in der alten Währung ist längst nicht mehr in allen Euro-Ländern üblich. In Italien und Frankreich beispielsweise sind "Lira" und "Franc" seit mehreren Jahren vom Umtausch ausgeschlossen. Ob der 500-Euro-Note ein ähnliches Schicksal winkt, steht jedoch noch in den Sternen. Zwar ist der Rat das oberste Kontrollorgan der EZB, zugestimmt wurde aber - laut "Handelsblatt" mit großer Mehrheit - zunächst nur einer Absichtserklärung.
Mit der Abschaffung sollen nicht nur Geldwäsche und Korruption, sondern auch die Finanzierung von Terror erschwert werden. Fragen haben allerdings nicht nur Bankkunden mit Bargeld-Reserven, sondern auch die EZB. Unter anderem muss zunächst einmal geprüft werden, wie es theoretisch überhaupt möglich ist, die lilafarbenen Banknoten aus dem Geldverkehr zu ziehen. Antworten soll der Banknotenausschuss (Banco) liefern, der vom Rat mit dieser Aufgabe beauftragt wurde und nun bis zu drei Monate Zeit hat. Erst anschließend soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden. "Ich kann mir daher sogar vorstellen, dass heuer gar nichts mehr passieren wird", sagt Hans Meserth. "Außerdem kann ja nicht von heute auf morgen gesagt werden, dass der Schein nichts mehr wert ist."
Er geht davon aus, dass mindestens eine Übergangsfrist von drei bis fünf Jahren eingeräumt wird, sollte der Rat durch die Ergebnisse des Banco in seiner Absicht bestärkt werden.
Überzeugt sind von dem Plan aber nicht alle EZB-Mitglieder. Der deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich bereits kritisch geäußert. Ähnlich sehen es dem Vernehmen nach die österreichische und luxemburgische Notenbank. Noch darf der Schein also unter der Matratze weiter schlummern.