2016: Blick in die Kronacher Kristallkugel
Autor: Marco Meißner
Kronach, Mittwoch, 30. Dezember 2015
Das Jahr 2015 war im Landkreis turbulent. 2016 dürfte dem allerdings nicht nachstehen. Wir wagen einen satirischen Ausblick darauf, welche Themen uns dann beschäftigen könnten.
W ie alle Jahre muss die Kreisstadt über die Kostendeckung nachdenken. Beim Crana Mare werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die schon vor Jahrzehnten geforderte Eisbahn entsteht, indem die Außenbecken einfach zufrieren dürfen (sofern es einen Winter gibt). Das Hallenbad bleibt derweil geschlossen. Bürgerwunsch erfüllt, weniger Kosten und zusätzliche Einnahmequelle aufgetan!
D ie Ortsumgehung Zeyern bleibt das heiße Eisen beim Straßenbau. Bei den geologischen Untersuchungen im geplanten Umgehungsverlauf wird ein sagenhafter Fund gemacht. Die Touristen pilgern regelrecht zur Ausgrabungsstätte ins Rodachtal. Die Folge: Die Umgehung ist gestorben, die Straße durch den Ort wird verbreitert. Für die gesparten Finanzmittel werden Leerstände an der Durchfahrtsstraße abgerissen, Hotels und Souvenirgeschäfte aus dem Boden gestampft.
O hne Internet geht heute gar nichts mehr. Um nicht länger hinterherzuhinken, erklärt sich der Landkreis doch bereit, die umstrittene Stromtrasse mitten durch den Frankenwald legen zu lassen, wenn dabei auch gleich Glasfaserkabel für eine Leistungsfähigkeit von bis zu 10 000 Megabit pro Sekunde kostenfrei mitverlegt werden. München schaut neidisch auf den Kreis Kronach, der daraufhin sogar den neuen Supercomputer der Landeshauptstadt abstauben kann.
I nnovation soll der Schlüssel zum Erfolg sein. Der dafür neu geschaffene Studiengang der Hochschule Coburg in der Cranach-Stadt trägt Früchte. Die Professoren fragen sich schnell, was sie eigentlich in Coburg hält. Sie tauschen ihre CO-Kennzeichen umgehend gegen das KC aus, um die eigene Integration voranzutreiben. Ab 2017 soll der komplette Unibetrieb in die freien Hallen auf dem Loewe-Gelände verlegt werden.
Klaus Löffler verweigert die Landratswahl. Der CSU-Politiker will nicht kampflos ins Landratsamt einziehen. Bis zum Wahltag konnte die SPD ihren Kandidaten - nach einem gefühlten Dutzend Terminverlegungen - noch nicht nominieren. Nun ringen beide Parteien darum, ob Werner Schnappauf oder Heinz Köhler als Interimslandrat einspringen soll.
Die größte Fußgängerzone im nördlichen Oberfranken entsteht in Mitwitz. Nach über einem Jahr innerörtlicher Bauarbeiten und Straßen-Komplettsperrungen haben sich die Anwohner längst daran gewöhnt, nur zu Fuß von Mitwitz-Süd nach Mitwitz-Nord zu kommen. Wer bequemer pendeln will, nimmt hingegen eine der Bus-Ausflugstouren über Kronach wahr. Als dann noch das Hochwasser vor den Toren der Marktgemeinde steht, gibt es gar Überlegungen , die Straßen wieder aufzureißen, das Wasser hereinzulassen und mit Gondelfahrten ein neues Alleinstellungsmerkmal mitten im Ort zu schaffen.
D er Kreisel an der Kronacher Südbrücke weckt Begehrlichkeiten. Entlang der Ortsdurchfahrt an der B 303 sollen zwischen Südbrücke und Höfles sechs weitere Kreisverkehre entstehen. Die Staatsregierung erkennt das Dilemma und will kostengünstiger für Abhilfe sorgen. Ein gigantischer Kreisel, der alle Auswärtigen weiträumig um das gesamte Stadtgebiet herumleitet, wird künftig für Entlastung auf den städtischen Straßen sorgen. Und nachdem die Kreisstadt umfahren wird, spart man sich auch gleich das Geld für den Autobahn-Zubringer über die B 173.
Erneut bleibt im Sommer der Regen aus. Die Temperaturen pendeln zwischen 30 und 40 Grad Celsius. Die Wilde Rodach wird in Staubige Rodach umgetauft. Die Flößer bieten statt der Gaudi auf dem Fluss künftig Wüstenschiff-Fahrten auf dem Flussbett an.
D ie Bahn kapselt sich acht Monate vom Frankenwald ab, die Autobahn Richtung Süden wird zeitgleich in Bau genommen. Plötzlich kommt einem Flugplatz im Kreis Kronach eine völlig neue Bedeutung zu. Charterflüge von Neukenroth nach Nürnberg und München boomen, nachdem eine Startbahn auf die Schnelle aus dem Boden gestampft wurde.
W intersport im Frankenwald? Diese Zeiten sind vorbei! Um die Wende zu erreichen, werden Schneekanonen aus den Alpen herangekarrt. Dort von Umweltschützern verpönt, sollen sie in unserem Mittelgebirge den Klimawandel ausgleichen und wieder für die "natürliche" weiße Pracht sorgen.
Faust oder nicht Faust? Das ist für die Kronacher keine Frage. Nachdem das Theaterpublikum von Festspielen ohne Faust, von Rosenberg-Spielen ohne Leistner und von Shakespeare-Spielen ohne Kronach verwirrt ist, kehrt man zu Faust auf der Festung zurück - und veranstaltet dort Faustkämpfe. Der erste Hauptkampf: Daniel Leistner gegen Kerstin Löw um den Titel des unangefochtenen Tourismus-Champions.
Im Landkreis-Norden fordert man eine bessere Ausstattung des Winterdienstes vor Ort. Der Landkreis reagiert - und verteilt an alle Haushalte Schneeschaufeln zum Freihalten der überregionalen Straßen.
D as Süd-Nord-Gefälle sorgt weiter für Ärger und führt letztlich dazu, dass der "Freistaat Rennsteig" aus der Taufe gehoben wird. Dieser beschließt, alle weiterführenden Schularten vor Ort einzurichten und Schüler aus den "Nachbarstaaten" Thüringen und Bayern abzuwerben. Auch Busse werden den Gastschülern zur Verfügung gestellt. Bei der Planung wird aber festgelegt, dass Schüler aus "südlichen Gefilden" in den ersten 30 Jahren mindestens eine
Stunde zur Schule unterwegs sein müssen - und wenn dafür im Kreis gefahren wird.
R adio Eins hatte 2015 für einen Eklat gesorgt. Erotisch angehauchte Werbung, geradezu Frauen verachtend - das ging gar nicht. Der Sender gelobt Besserung. Künftig zeigt man nur noch den leicht bekleideten Körper mit üppiger Oberweite, ein dicker schwarzer Balken macht das Gesicht unkenntlich. Jetzt kann doch wohl niemand mehr behaupten, dass es sich dabei um eine Frau handelt, oder?
D ie Festungssanierung ist eine Daueraufgabe. Jetzt soll das Wahrzeichen auch noch barrierefrei werden. Hohe Kosten, bauliche Probleme - ein Mammutprojekt. Irgendwann kommt aus München das Signal, dass kein Fördergeld mehr dafür da ist, über Jahrzehnte hinweg alte Steine so herzurichten, dass sie aussehen wie alte Steine. Die Mauern werden also einfach eingerissen, die Festungsstraße wird bis zum Bergfried durchgängig asphaltiert. Billig, einfach, gut. Nun ist die Ruine eine Top-Ausflugsadresse - und mühelos zu erkunden. Ein Paradebeispiel für eine barrierefreie Obere Stadt? Warten wir 2017 ab!