Die Kirchen biedern sich mal wieder an den Zeitgeist an. Dessen Hervorbringungen so dubios sind wie eh und je. Eine kleine Bilanz zum Jahresende.
Wieder mal alles gut gegangen? Die jahreszeitlich übliche Völlerei, die Verwandtenbesuche, die günstigenfalls streitfrei ausgefallen sind, im schlechteren Falle an Tucholskys Wort der Familien-Bande wieder mal erinnerten?
Ein Fernsehprogramm, das sich öffentlich-rechtlich aus Langeweile plus Kitsch konstituierte. Halt, Christine Neubauer war - ein Weihnachts-Wunder! - mal drei Tage nicht auf dem Schirm. Dafür gab es in allen Medien sehr gut gemeinte Ansprachen von geistlichen und weltlichen Würdenträgern. Es braucht der Mensch eben Ende Dezember sein Quantum Gefühl, dann lebt es sich im neuen Jahr so schweinisch weiter wie gewohnt.
Wobei das Quantum, so es von geistlichen Würdenträgern kommt, neuerdings ein genau abgemessenes Quantum ist, maximal exakt 140 Zeichen, seit auch Bischöfe fleißig twittern. Für diejenigen unserer Leser, die keine digital natives sind: Das sind Kurznachrichten, die einer im Netz versendet und die seine Follower dann sogleich erhalten. Wenn Lukas also schon getwittert hätte, wäre sein Evangelium auf etwa diese Essenz zusammengeschrumpft: Messias geboren. Liegt in Krippe. Gott ist herrlich. Auf Erden Friede. Hirten sagen: geil.
Die Follower Christus' hießen früher Apostel, Lukas hieße heute @Lukas. Da "twittern" philologisch nicht ganz korrekt sich mit "zwitschern" übersetzen lässt, passt das irgendwie auch zum Bild des Heiligen Geists als Vogel. Ansonsten hatte die deutsche Publizistik im vergangenen Jahr wenig Überraschendes zu bieten. Der "Spiegel" legt sich zum Ausklang mächtig ins Zeug für die Religion. Das ist sehr konsequent, denn die gesamte Journaille hatte ja Barack Obama erhoben zum Gott. Ihm zur Seite folgte dann gleich die Heilige Jungfrau Julia Timoschenko.
Was bleibt sonst? Nichts, was im Gedächtnis bleiben müsste. Ein unfassbarer literarischer Schwachsinn namens "Shades of Grey" wurde von Millionen törichter Frauen weggekauft wie nix, alberne, kreischende Gören namens "Pussy Riot" werden von Leuten, denen Tausende Tote zum Beispiel in Afrika sonst vollkommen gleichgültig sind, zu Widerstandskämpferinnen stilisiert, und ein stockkonservativer Klotz wie Joachim Gauck reüssierte zum Liebling der Linksliberalen. Ach ja, die Welt ging nicht unter und wird auch 2013 nicht untergehen. Manchmal ist man versucht zu sagen: leider.
Ein Fernsehprogramm, das sich öffentlich-rechtlich aus Langeweile plus Kitsch konstituierte. Halt, Christine Neubauer war - ein Weihnachts-Wunder! - mal drei Tage nicht auf dem Schirm. Dafür gab es in allen Medien sehr gut gemeinte Ansprachen von geistlichen und weltlichen Würdenträgern. Es braucht der Mensch eben Ende Dezember sein Quantum Gefühl, dann lebt es sich im neuen Jahr so schweinisch weiter wie gewohnt.
Wobei das Quantum, so es von geistlichen Würdenträgern kommt, neuerdings ein genau abgemessenes Quantum ist, maximal exakt 140 Zeichen, seit auch Bischöfe fleißig twittern. Für diejenigen unserer Leser, die keine digital natives sind: Das sind Kurznachrichten, die einer im Netz versendet und die seine Follower dann sogleich erhalten. Wenn Lukas also schon getwittert hätte, wäre sein Evangelium auf etwa diese Essenz zusammengeschrumpft: Messias geboren. Liegt in Krippe. Gott ist herrlich. Auf Erden Friede. Hirten sagen: geil.
Die Follower Christus' hießen früher Apostel, Lukas hieße heute @Lukas. Da "twittern" philologisch nicht ganz korrekt sich mit "zwitschern" übersetzen lässt, passt das irgendwie auch zum Bild des Heiligen Geists als Vogel. Ansonsten hatte die deutsche Publizistik im vergangenen Jahr wenig Überraschendes zu bieten. Der "Spiegel" legt sich zum Ausklang mächtig ins Zeug für die Religion. Das ist sehr konsequent, denn die gesamte Journaille hatte ja Barack Obama erhoben zum Gott. Ihm zur Seite folgte dann gleich die Heilige Jungfrau Julia Timoschenko.
Was bleibt sonst? Nichts, was im Gedächtnis bleiben müsste. Ein unfassbarer literarischer Schwachsinn namens "Shades of Grey" wurde von Millionen törichter Frauen weggekauft wie nix, alberne, kreischende Gören namens "Pussy Riot" werden von Leuten, denen Tausende Tote zum Beispiel in Afrika sonst vollkommen gleichgültig sind, zu Widerstandskämpferinnen stilisiert, und ein stockkonservativer Klotz wie Joachim Gauck reüssierte zum Liebling der Linksliberalen. Ach ja, die Welt ging nicht unter und wird auch 2013 nicht untergehen. Manchmal ist man versucht zu sagen: leider.


Der Kommentar von Matthias Simon trifft den Nagel auf den Kopf. Vielleicht kann man die Kommentarspalten in Zukunft weiß lassen - zum Nachdenken, was hier alles stehen könnte - und Gottseidank nicht hier steht...
... es hätte nix gefehlt... übrigens: der Genitiv von "Christus" lautet "Christi"... und nicht "Christus' "
Manchmal hat man den Eindruck, die Kommentare der FT-Redakteure sind so etwas wie der seelische Mülleimer der Redaktion - alles, was sonst (immer noch) nicht im Blatt Platz findet wird eben zum Kommentar und kann dann doch noch gedruckt werden. Bisher hatte ich immer eine recht hohe Meinung von Rudolf Görtler aber was er mit diesem Kommentar eigentlich sagen will, bleibt völlig im Dunkeln. Hat man es beim DT jetzt auch (schon) nötig, sich dem Zeitgeist anzubiedern und unter dem Deckmantel der Pressefreiheit billige Polemik unters Volk zu bringen? Schade, schade aber nur ein weiterer Schritt auf dem eingeschlagenen Weg einer einstmals lesenswerten Lokalzeitung!
Leider vergreifen sich immer mehr Journalisten an einem Thema, von dem sie offenbar wenig verstehen: der Religion, bzw. biblischen Zusammenhängen. Ist ja auch einfach: Wer die christliche Geschichte lächerlich macht, darf Toleranz einkalkulieren. Und einem Evangelisten das Wort geil zuschreiben, das aus der Landwirtschaft/Pflanzenzucht stammt, dann eine sexuelle Bedeutung erhielt und jüngst Eingang in die Jugendsprache gefunden hat, rächt sich nicht. Nebenbei: Über die beiden anderen abrahamitischen Religionen macht man hierzuland besser keine Witze...
Aber wenn man schon den Evangelisten Lukas mit Twitter in Verbindung bringt, dann könnte man ihm allenfalls unterstellen, dass er z. B. über die Erlebnisse des Apostels Paulus twittert, den Lukas begleitet hat. Als Lukas etwa um 60 nach Christi Geburt sein Evangelium in griechischer Sprache verfasste, hatte sich die Kunde vom Leben und Tod Jesu schon weit verbreitet. Über die außergewöhnlichen Begleitumstände der Geburt Jesu hätten allenfalls seine Eltern, die Hirten von Bethlehem und die Weisen aus dem Morgenland getwittert. Übrigens: Auch ohne Twitter hat König Herodes schnell und heftig auf die für ihn brisante Frohbotschaft reagiert, so dass die Heilige Familie fliehen musste.
Abgesehen davon, dass nicht jeder Mensch, der Ende Dezember sein Quantum Gefühl braucht, wie gewohnt schweinisch weiterlebt, möchte ich Herrn Görtler an eine Großtat der Vorverurteilung durch die deutsche Journaille erinnern, an der er möglicherweise auch beteiligt war: Man hat den vor einem Jahr amtierenden Bundespräsidenten auf Kommando der sonst so verachteten Bild-Zeitung abgesägt. Die ZEIT hat kürzlich berichtet, dass von all den Vorwürfen gegen Wulff wohl nur eine kleine Hotelrechnung über ein paar Hundert Euro justiziabel sein wird. Und jetzt jammert Herr Görtler, dass der allseits bejubelte Joachim Gauck, ein "stockkonservative Klotz", zum Liebling der Linksliberalen reüssierte. Für Linke ist das gar nicht geil, gell?
Großes Lob Herr Görtler, weiter so!