Symbolpolitik, die versucht, gnadenloses Versagen bei wichtigen Themen zu vertuschen: Dieser Eindruck drängt sich nach dem nächsten sinnlosen Marathon-Gipfel auf. Ein Kommentar.
Wie haben Sie sich gefühlt, als sie heute Nacht oder am Morgen die Ergebnisse des Bund-Länder-Gipfels gelesen haben? Auch so verwirrt und ratlos wie ich? An die 15 Stunden haben Bundeskanzlerin Merkel und ihre Runde beraten, gestritten, Duplos gegessen, die Lufthansa angerufen und dann kam das heraus? Ja, was denn jetzt eigentlich?
Der Lockdown wird verlängert bis zum 18. April und Gründonnerstag sowie Karsamstag werden zu Ruhetagen. Alle, die sich an die Hoffnung klammerten, dass nach dem gestrigen Gipfel zwar nichts besser, aber wenigstens klarer wäre, sind ebenso enttäuscht wie die hoffnungslosen Optimisten, die sich auf Lockerungen freuten.
Immer mehr Menschen sind entnervt und ungeduldig
Der Lockdown, der kaum diesen Namen verdient, ist hart genug, um Kultur und kleine Geschäfte abzuwürgen und Menschen seelisch zu belasten, bleibt im Kampf gegen die Corona-Pandemie ein zahnloser Tiger. Übermäßig komplizierte Regelungen, wann was unter welchen Umständen geöffnet oder geschlossen wird - außer die Länder oder Kommunen entscheiden einfach anders, wirkungslose Symbolpolitik und Mutlosigkeit an entscheidenden Stellen: Das kennzeichnet vor allem die derzeitige Corona-Politik.
Die Regierung schlingert zwischen hin und her zwischen “Wir müssen irgendetwas Drastisches tun” und “Wir brauchen Lockerungen um jeden Preis”. Während hierzulande die Intensivstationen langsam wieder voller werden und reihenweise wieder Schulen und Geschäfte schließen müssen, heben Flieger nach Mallorca ab. Wie man dieses Vorgehen selbst den vernünftigsten und gutmütigsten Menschen vermitteln will, ist ein Rätsel.
Das ist zwar immer noch keine Entschuldigung, der Vernunft und der Empathie völlig abzuschwören und auf Coronaleugner-Demos Polonaise auf den Gräbern zehntausender Toter zu tanzen. Es erklärt aber, warum selbst Menschen, die bisher jeden Weg mitgegangen sind, zusehends entnervt und ungeduldig werden. Eine ungute Stimmungslage, die droht zu kippen.
Komplett herunterfahren, aber nur fast
Es drängt sich auch die Frage auf, ob es den Teilnehmenden des Bund-Länder-Gipfels nicht selbst etwas dürftig vorkommt, womit sie nach diesem Marathon am Montag dann vor die Presse traten und sich an die Bevölkerung wandten. Das Chaos wird fortgesetzt, ergänzt um ein paar weitere sinnlose Bitten und Appelle nach Freiwilligkeit beim Einhalten wichtiger Maßnahmen. Dazu in zwei Wochen dann ein kurzes, beinahe komplettes Herunterfahren für fünf Tage, von denen drei Tage sowieso schon immer Feiertage waren (einer sogar schon immer mit Tanzverbot, zumindest in Bayern...).
Corona-Selbsttest online kaufen: Angebot bei Aponeo anschauenSo richtig durchringen zu einem kompletten Lockdown konnte man sich aber auch nicht, denn an Karsamstag dürfen Lebensmittelgeschäfte öffnen. Also doch keine Ruhepause über Ostern, sondern werden sich doch wieder Menschen in Geschäften tummeln. Wie sinnlos es ist, dass dann absehbar alle Menschen an noch weniger Tagen geballt in die Supermärkte rennen, braucht man gar nicht mehr extra zu erwähnen.
Solange ich weiterhin an jedem Werktag Kontakt mit Kunden und Arbeitskollegen haben MUSS, lasse ich mir nicht vorschreiben, wieviele Freunde ich treffen DARF. So einfach ist das. So einfach.
An roberterhard:
Glauben Sie wirklich selbst, was Sie da von sich geben?
Das ist ja an Ignoranz und Obrigkeitshörigkeit nicht mehr zu überbieten!
So, wie das in der "Coronakrise" in Deutschland alles abläuft, ist doch gar nicht zu verkennen, daß hier alle Politiker total versagen! Wie lange kann man ein Volk im Lockdown halten, bevor die Wirtschaft, die Moral und alles andere den Bach runter gehen?
Ich kann nicht glauben, daß es hier noch Leute gibt, die sagen: "Die Politik macht alles richtig"!
Noch größer als das Politikversagen ist das Menschenversagen. Vor einem Jahr zu Beginn der Pandemie sagte Markus Söder, es ist ein Charaktertest. Und den haben viele Menschen nicht bestanden.
Warum trifft man sich trotz anders lautender Regel zu privaten Feiern und ist auch noch stolz darauf, wie so mancher Vereinsvorstand, der im Vereinsheim zum Fußballschauen einlädt oder wie diejenigen, die meinen, sie müssten am Wochenende zu mehreren auf der Unteren Brücke hocken oder ähnliche hotspots aufsuchen, natürlich ohne Maske und ohne Abstand, weil das Virus ja in solchen hotspots nicht auftaucht.
Interessanterweise taucht das Virus an keinem Ort auf, weil es ja alles so sicher ist und alle irgendwelche Hygienekonzepte haben. Nur seltsamerweise steigen die Infiziertenzahlen. Und nein, es liegt nicht an den höheren Testmöglichkeiten. Wenn es diese nicht gäbe, gäbe es noch höhere Zahlen.
Das einzige, was ich nicht verstehe ist, warum die Gesundheitsämter und das RKI nicht wirklich feststellen können, wo und wann Infizierungen stattfinden bzw. stattgefunden haben.
@pege71
Warum die Menschen sich nicht an die Regeln halten? Weil sie weit weniger blöd sind, als die Politiker annehmen.
Denn wer sitzt denn da? Meiner Erfahrung nach sind das häufig Menschen unter 50 Jahren. Seit März 2020 sind 613 unter-50-Jährige an oder mit Corona gestorben - von 74.752 insgesamt (in Deutschland), also 0,82%. Weshalb um alles in der Welt sollen Menschen, deren persönliches Risiko derart überschaubar ist, über ein Jahr lang einsperren lassen?
Ach was meinen Sie, zum Schutz der Älteren? Käse.
Die Risikogruppe zu schützen ist nicht Aufgabe der Bürger, sondern Aufgabe der Politik - und zwar durch die Bereitstellung adäquater Pflegeeinrichtungen.
Oh, etwa zum Schutz des Gesundheitssystems? Käse.
Auch das Gesundheitssystem muss ich als Bürger mitnichten schützen, denn für seine Finanzierung zahle ich Steuern. Das Gesundheitssystem ist durch den Staat in funktionsfähigem Zustand zu erhalten. Zwar tanzen Spahn & Co seit einem Jahr dauerhaft vor Kameras herum, aber sie haben keine nachhaltigen Schritte getroffen, um "das Gesundheitssystem" zu schützen.
Am Rande bemerkt ist es auch wiederum nicht die junge Bevölkerungsgruppe, die hauptsächlich im Krankenhaus landet.
Weshalb es keine anständigen Daten zur Ansteckung gibt?
Weil die Gesundheitsämter bei der Datenerfassung nicht hinterher kommen. Es ist ja nicht so, als hätte jemand die Einstellung weiterer Mitarbeiter, die Modernisierung der Infrastruktur o.ä. sinnvolle Maßnahmen veranlasst.
Auch das Testen völlig symptomfreier Menschen ist blanker Unsinn (siehe "Anlassloses Testen" im Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin oder auch die Infografik des RKI zum Thema "Corona-Schnelltests-Ergebnisse verstehen", da steht das auch).
"Das einzige, was ich nicht verstehe ist, warum die Gesundheitsämter und das RKI nicht wirklich feststellen können, wo und wann Infizierungen stattfinden bzw. stattgefunden haben."
Weil das politisch nicht gewünscht ist. Mehrere Studien dazu wurden der Politik vorgeschlagen und immer wieder von selbiger abgeblockt. Es wäre ohne weiteres möglich, völlig anonym, über die Corona-App herauszufinden, wo die Infektionen passiert wären. Stattdessen hat man für mehrere Millionen Euro eine App entwickelt, deren einziger Nutzen darin besteht, eingesammelte IDs zu speichern und mit einer Liste abzugleichen.
Auch das schnelle Impfen ist staatlich nicht gewünscht. So wird für jede Erstimpfung automatisch gleich eine Rückstellung für die zweite Impfdosis veranlasst, inzwischen haben wir rund 3 Mio Impfdosen auf Lager, die für die Zweitimpfung zurück gelegt wurden. Obwohl regelmäßig Nachschub kommt, aus dem auch die zweite Impfung genommen werden könnte (wie es übrigens von vielen Medizinern gefordert wird). Wir hätten also schon 3 Mio. mehr Erstimpfungen haben können, wenn es politisch gewollt wäre.