Waldis Guerilla-Taktik
Autor: Christian Holhut
Bamberg, Freitag, 22. November 2013
Nicht Brasilien, sondern Deutschland ist noch nie im eigenen Land Fußball-Weltmeister geworden. Sagt Waldemar Hartmann. Noch schlimmer als Waldis falsche Antwort vor einem Millionenpublikum ist aber seine hektisch nachgeschobene Werbebotschaft, das stehe so auch in seinem Buch...
Das soll mal einer durchmachen. 17 quälende Tage, so lange musste Waldemar Hartmann nach der Aufzeichnung von "Wer wird Millionär?" erst noch warten. Und dann hat ganz Deutschland über ihn gelacht. Es kam, wie es kommen musste. Doch was war sein Vergehen?
Er hat eine Frage falsch beantwortet. Das kann passieren. Viel interessanter ist doch seine - vertrottelte - Anmerkung, dass seine - aus welchen Gründen auch immer - noch vertrotteltere Antwort auch in seinem Buch stünde. Nun, das würde sogar einleuchten: Allein der Titel "Dritte Halbzeit", üblicherweise für üble Prügelorgien unter Hooligans oder aber alkoholgeschwängerte Gelage nach einem Spiel verwendet, rechtfertigt doch auch jede Menge Unsinn. Ob sich der - vorsicht, Verlagssprech! - "Kultmoderator" dort nun über Fußball, sein Leben oder gar das "Geflecht von Medien und Politik" äußert.
Dumm angestellt, für Lacher gesorgt, Schlagzeilen gemacht. Eines hat Waldemar Hartmann zur Freude seiner Verleger geschafft: mit wenig Aufwand einen überdimensionalen Werbeeffekt zu erzielen. So definiert sich originelle Werbung, die im Fachjargon Guerilla-PR genannt wird. Und: Ein Buch, in dem Deutschland die eigene WM 1974 so richtig versemmelt... lieber Verlag, das schreit doch nach einer Holland-Edition!