Die Corona-Zahlen wachsen neuen Höhen entgegen und die Politik ergeht sich in Symbolmaßnahmen, die nichts bringen und die Qual nur verlängern. Was es jetzt braucht, ist Mut und Klarheit statt Öffnungsdiskussionen und halbherzigem Hin und Her.
Es sind wenige Tage bis Ostern, die Corona-Zahlen steigen wieder rasant und die Maßnahmen, was ist eigentlich mit den Maßnahmen dagegen passiert? Nach dem Oster-Flop der letzten Minsterpräsidentinnenkonferenz ist außer der Rücknahme der zusätzlichen Feiertage so gut wie nichts passiert. Markus Söder findet, dass die Notbremse schon greifen sollte. Eine Notbremse bei einem Wert, der – um bei der Automobilanalogie zu bleiben – der Idee entspricht, das Auto abzubremsen, wenn es schon längst gegen die Wand gefahren ist.
Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr, inmitten einer entspannteren Lage, bedeuteten Werte wie 35 oder 50 auf der "Corona-Ampel" die Farben gelb und rot. Nun atmen alle erleichtert auf, wenn wir wenigstens unter 100 Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen liegen. Das alles, während ansteckendere und tödlichere Mutationen des Coronavirus kursieren und die Oberhand gewinnen.
Vielleicht die letzte Chance
Es ist absurd, dass wir gerade mit Vollgas in die nächste, noch heftigere Welle rauschen und die Maßnahmen gegen die Pandemie nur halbherzig vorankommen, während sich Politik und Wirtschaft in Öffnungsdiskussionen überschlagen.Modellregionen stehen an, um mittels massenhafter Schnelltests möglichst bald wieder ein "normales Leben" zurückzubekommen. Währenddessen steigen auch in der von allen angepriesenen Modellregion Tübingen die Inzidenzwerte kontinuierlich an und es ist völlig schleierhaft, wie der Einzelhandel in der Fläche eine Prüfung von Testergebnissen als Voraussetzung überhaupt praktisch durchführen soll. Die traurige Wahrheit ist: Tests schaffen Klarheit, schützen aber nicht. Aus diesem Grund kauft man im Supermarkt ja auch Kondome und keine Aids-Tests.
Bitte nicht falsch verstehen: Es ist furchtbar mit anzusehen, wie Kultur, Gastronomie, Veranstalter, Freiberufler und kleine Geschäfte gerade ums Überleben kämpfen. Das ist tragisch und gerade deshalb brauchen wir keine Pseudo-Maßnahmen, die nichts bewirken, außer die Quälerei in die Länge zu ziehen. Während VW und Lufthansa mit Steuermilliarden vollgepumpt werden und sich die Superreichen über Zuwächse in ihren Milliardenvermögen freuen dürfen, quälen sich alle anderen mühsam von einem Monat zum nächsten.
Es ist jetzt vielleicht die letzte Chance, das zu tun, was schon im November sinnvoll gewesen wäre, um uns Zeit zu verschaffen im Wettlauf gegen die Zeit: Ein zeitlich begrenzter Lockdown, der diesen Namen auch verdient, also konkret: Schulen und Kitas bleiben zu, Arbeitsstätten bleiben geschlossen, alle sind sozusagen in Quarantäne und alle verlassen das Haus in einem engen Radius nur für die allernotwendigsten Besorgungen, ohne wenn und ohne aber. Das kostet weniger Geld und Nerven als dieser Unfug, den wir alle seit Monaten ertragen müssen. Bedeutungslose Maßnahmen, die dann von Gerichten kassiert werden, nutzlose Minipausen, die dann an ihrer kurzfristigen Umsetzung kläglich scheitern und wozu das Ganze? Wir sehen den Zahlen weiter beim Steigen zu, beobachten das Versagen von Spahn & Co. Bei der Impfstrategie und ich frage mich: Warum hat die Politik der Mut verlassen?
Regieren statt Reagieren!
Im Frühjahr 2020 hatte man das Gefühl, Deutschland hat es noch ganz gut erwischt und hierzulande ist die Lage einigermaßen unter Kontrolle, auch, weil richtige Maßnahmen einigermaßen frühzeitig ergriffen wurden. Seit dem Herbst verzettelt sich die Politik in halbherzigem Klein-Klein. Man hat fast den Eindruck, Merkel, Söder und die anderen Teilnehmenden der Bund-Länder-Gipfel haben irgendwie die Lust verloren. Fatalistisch hofft man darauf, dass sich die Pandemie einfach von selbst erledigt.
Corona-Selbsttest online kaufen: Angebot bei Aponeo anschauenWas als "Notbremse" verkauft wird, ist dann nur eine weitere Gängelung im Privatleben, die über hohle Kraftmeierei einer scheinbar drakonischen Scheinmaßnahme nicht hinauskommt: Ausgangssperren sind sinnlos, schaffen nur sinnlose Beschäftigung für Polizei und Behörden und bringen nichts, wenn sich gleichzeitig tagsüber die Menschen in Fabriken und Großraumbüros stapeln.
Zunächst einmal hätten wir schon längst sicher herausfinden müssen, wo die Hotspots sind, wie sich die Menschen anstecken. Welchen Sinn macht es, Ausflugsgebiete ab zu riegeln und Hausarrest zu verordnen, wenn die Infektionswahrscheinlichkeit in freier Natur gegen Null geht? Wir können nicht einfach, weil wir uns den Fingernagel eingerissen haben, gleich die ganze Hand abhacken, damit wir uns nicht noch einen Fingernagel abbrechen.
Der komplette Lockdown war letztes Jahr noch das Mittel der Wahl, als man noch so gut wie nichts über das Virus wusste. Jetzt, nach einem Jahr sollte man eigentlich die bevorzugten Infektionswege kennen (und nicht nur grob vermuten) und diese gezielt unterbinden. Stattdessen wird schon wieder spekuliert, ob man besser ab 21 Uhr oder ab 20 Uhr eine Ausgangssperre macht. Ja warum? Ist das Virus nachts aktiver? Ist es gefährlicher, wenn ich statt 2 Stunden 3 Stunden mit dem Nachbarn zusammensitze? Ist die Infektionsgefahr im Baumarkt oder Supermarkt tatsächlich geringer als im Elektromarkt?
Meine Forderung: Identifiziert endlich sicher die Infektionswege, bevor wieder blind irgendwelche halbgaren, nicht nachvollziehbare Verbote ausgesprochen werden, um Aktionismus vorzutäuschen und die Bevölkerung zu beruhigen.
Dem Kommentar stimme ich vollumfänglich zu!
Lieber Herr Görz,
ich kenne keine ihrer beschriebenen vollbesetzten Großraumbüros. Die großen Arbeitgeber, und nur bei diesen gibt es diese Art von Büros, agieren seit Beginn der Pandemie mit großflächigen Homeoffice-Lösungen. Ob die immer sinnvoll sind, stelle ich sogar in Frage. Aber was ist auf Baustellen oder im Handwerk, wo einfach Hand in Hand gearbeitet werden muss? Auch diese einfach einstellen und noch mehr wirtschaftliche Schäden anrichten?
Und sind diese Inzidenz-Zahlen, die wir aktuell miteinander vergleichen eigentlich noch vergleichbar? Testen, testen, testen - für mich richtig, aber das dabei automatisch höhere Inzidenzwerte generiert werden als im Frühjahr oder Herbst 2020, als die Anzahl der Tests wesentlich geringer waren, für mich logisch nachvollziehbar.
Und wurden nicht auch Schulen und Kindergärten kurz vor Ostern geöffnet? Hiermit wurden sicherlich die Inzidenzen auch nach oben getrieben. Im Frühjahr 2020 hieß es wir müssen die Alten und Schwachen schützen, warum ist diese Personengruppe immer noch nicht vollständig geimpft? Es ist einfach traurig, dass unser Vorzeigestaat nichts geregelt bekommt. Für mich ist ein Grund hierfür, dass die politisch Verantwortlichen nahezu nichts mehr vom normalen Leben wissen, Berufspolitiker durch und durch. Aber wir können ja gerne noch einige Lockdowns nachschieben, an die Folgeschäden möchte ich gar nicht denken.
Vollkommen richtig Hr. Görz, besser kann man es nicht schreiben. Ab sofort 14 Tage kompletter Lockdown mit nur wenigen Ausnahmen wie Ärzte, Apotheken, Lebensmittel. Sogar "to go" gehört geschlossen. Nur das Allernötigste darf geöffnet haben. Flughäfen weitestgehend schließen, Kreuzfahrten einstellen, Urlaubsflüge ins Ausland untersagen, Industriebetriebe und Ämter schließen durch Urlaub für die Mitarbeiter und private Kontakte für 14 Tage einstellen. Nur so können wir noch die Kurve kriegen. Drastische Strafen bei bewusstem zuwiderhandeln gegen Anordnungen, nur so geht´s. Keine Empfehlungen der Politik sondern knallharte Anordnungen.
Genau. Endlich ein "echter" Lockdown!
Und dann?
Dann sinken die Zahlen eventuell (!) ein bisschen. Aber sie steigen wieder, sobald wir wieder zum Normalzustand zurückkehren.
Was dann?
Wieder Lockdown?
Die Frage, die man sich endlich - nach über einem Jahr - stellen sollte, ist doch die: Was wollen wir mit diesen Maßnahmen eigentlich wirklich erreichen?
Möglichst wenige Menschen sollen an und mit Corona sterben? --> Dann schauen wir die falschen Zahlen an!
Die Zahl symptomfreier junger Menschen ist für dieses Ziel irrelevant.
Die Zahl der leicht erkrankten Menschen sollte man im Blickfeld haben.
Tatsächlich wichtig ist doch aber, wie es den Risikopatienten geht, welche Maßnahmen ergriffen werden, um präventiv zu agieren oder nach Ansteckung schnell und fürsorglich.
Gibt es solche Ansätze überhaupt? - Nicht dass ich wüsste. Heute Journal und Tagesschau labern Inzidenzen und natürlich Impfen, Impfen, Impfen. Aha. Das sollte man nicht mit einer nachhaltigen Strategie verwechseln.
Mehr Lockdown. Mehr impfen. Immer dasselbe.
Die Risikopatienten werden im Pflegeheim, im Krankenhaus oder bei der ambulanten Pflege angesteckt und hocken weiter im Pflegeheim, im Krankenhaus oder in ihrem Haus, völlig egal, ob Kinder in der Kita sind, Schüler endlich lernen dürfen, Menschen ihrem Beruf nachgehen dürfen.
Ich kann es wirklich nicht nachvollziehen, wieso man das nicht hinterfragt. Wir haben Lockdown seit November. Es hilft nicht. Wie viel härter, länger und echter soll der Lockdown denn sein, bis es auch der letzte Lockdownjunkie verstanden hat? Wir können hier auch vier Wochen komplett das Licht ausmachen. Dann kommt ein Pendler, ein Geschäftsreisender, ein Billiglöhner aus Ost, ein Tourist.... und Hurra, Corona ist zurück.
Es funktioniert so einfach nicht. Nicht in Deutschland. Nicht in Frankreich. Nirgendwo.