Druckartikel: Uns geht's ja immer noch gold

Uns geht's ja immer noch gold


Autor: Rudolf Görtler

Bamberg, Donnerstag, 22. November 2012

Verlorene Kuscheltiere können Kinder traumatisieren. Psychotherapeuten erteilen in solch einem dramatischen Notfall Ratschläge.
Symbolfoto: Techniker Krankenkasse/News-Reporter.NET


Die Deutschen sind international als große Jammerlappen und Schlotterer bekannt. Nicht umsonst ist die "German Angst" in den angelsächsischen Sprachschatz eingegangen. Verzagtheit auf der einen Seite geht mit Überempfindlichkeit und Verwöhnung auf der andern einher. Und der Suche nach Problemen, die keine sind.

Wenn sich allen Ernstes Kinder- und Jugendpsychotherapeuten mit der dräuenden Frage beschäftigen, dass der kleine Jean-Claude, die kleine Amelie ihren Teddybären oder ihre Diddl-Maus zerschlissen oder verschlampt haben und konsequenterweise Tränchen fließen, stellt sich schon die bange Frage, wo wir eigentlich sind.

Die Antwort: im reichen Deutschland. Da liefern in Griechenland Eltern ihre Kinder in Einrichtungen ab, weil sie sie nicht mehr ernähren können, da sind die Zustände in osteuropäischen Kinderheimen zum Teil immer noch haarsträubend, da verhungert laut UN-Generalsekretär alle fünf Sekunden auf dieser Welt ein Kind.

Könnte es nicht sein - nur mal so als Gedankenexperiment -, dass diese klitzekleinen Problemchen ein bisschen bedeutender sind als der verschwundene Teddy? Andererseits ist das verlorene Kuscheltier ein guter Indikator. So lange sich jemand ernsthaft darum sorgt, kann es so schlecht gar nicht stehen um dieses Land.