Messbar ist Schwarzarbeit nicht. Sie findet im Verborgenen statt und lässt daher umso mehr Platz für Spekulationen. Eigentlich wäre sie aktuell gar kein Thema. Schließlich befindet sie sich in Deutschland Schätzungen zufolge in den vergangenen zehn Jahren auf dem Rückzug.

Aber die Pläne für einen Mindestlohn sorgen seit Wochen für Diskussionen und Gegner desselben sammeln Argumente. Da kommt die Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung und der Universität Linz ganz recht.

Wenn reguläre Arbeit teurer wird, nimmt die sogenannte Schattenwirtschaft zu. Dieser Zusammenhang wirkt auf den ersten Blick nachvollziehbar. In Bezug auf den Mindestlohn verbieten sich jedoch vorschnelle Schlüsse. Eine direkte Kausalität gibt es nicht. Schwarzarbeit wird nicht nur vom Preis der Arbeit, sondern von vielen Faktoren beeinflusst. Vor einigen Jahren stellte eine OECD-Studie fest, dass das Ausmaß der Schattenwirtschaft umso niedriger ist, je besser die sozioökonomischen Bedingungen sind, je höher die Menschen die Qualität der politischen und unternehmerischen Führung einschätzen, je besser die Qualität öffentlicher Dienste ist und je geringer die Korruption.

Es gibt viele Möglichkeiten, Schwarzarbeit zu beeinflussen. Entscheidend ist auch die Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Lebenssituation. Wer faire Löhne infrage stellt, sollte zuvor lieber an einer anderen Stellschraube drehen. Die kalte Progression, die bei jeder Lohnerhöhung die Steuer steigen lässt, muss endlich weg.