Vor zehn Jahren stand Edmund Stoiber am Rednerpult des Bayerischen Landtags und verkündete, beflügelt von einem haushohen Wahlsieg, seine feste Absicht, ganz Bayern radikal umzukrempeln. Damit war seine CSU auf dem Weg zum Absturz.

Wieder berappelt hat sie sich erst unter Horst Seehofer, und der wollte Stoibers Fehler am Dienstag auf keinen Fall wiederholen. Wer also von Seehofers Regierungserklärung den großen Zukunftsentwurf für den Freistaat erwartet hatte, der wurde enttäuscht.Der Ministerpräsident wollte seine Bayern nicht verschrecken mit Visionen, sondern versprach, wie schon im Wahlkampf, die Sicherheit, die nun einmal in der Kontinuität liegt.

Beispiel Schulen: Wo Stoiber noch die Familien mit der überstürzten Einführung des achtjährigen Gymnasiums verprellt hatte, da gibt Seehofer nun eine "Garantie": Keine neuen Schulreformen in den nächsten Jahren.
Ein einfaches "Weiter so" also, auf allen Feldern? Grundsätzlich schon, aber: Seehofer erkennt die Bedrohung für das Gemeinwohl, die in abgehobenen Politikern und fremdelnden Bürgern liegt. Also: Volksbefragungen.
Wie diese Bürgerbeteiligung gehen kann, ist völlig unklar. Aber einstweilen soll jeder merken: Hier werkelt kein Technokrat, sondern der große Menschenversteher.