Druckartikel: Schmerz, lass nach!

Schmerz, lass nach!


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Dienstag, 06. November 2012

Auch der moderne Büromensch lebt gefährlich. Denn selbst der Weg zum Kopierer könnte sich schmerzvoll gestalten, wenn man nicht auf seine Schritte achtet.
Selbst die Arbeit im modernsten Büro birgt Gefahren. Foto: Archiv


Seit gestern weiß ich wieder, dass sich an meinem linken Fuß, ganz am Rande, ein kleiner Zeh befindet. Kleine Fußzehen führen ja sonst unter den Körperteilen eher ein Außenseiterdasein. Damit sich jemand um sie kümmert, müssen sie schon mächtig Krawall machen, sich etwa unter ein größeres Möbelstück werfen oder mit Anlauf gegen einen Türstopper rennen - so wie meiner gestern. Seitdem ist der Zeh doppelt so dick und es vergeht keine Stunde, in der ich nicht an ihn denke. Ähnlich geht es dem Kollegen mit seinem Oberschenkel, seit er einen zu engen Bogen um die Tischkante nahm. Seitdem wirft er gelegentlich einen schmerzverzerrten Blick nach unten und wünscht dem Oberschenkel gute Besserung.

So sind wir Menschen. Nachdem wir Eiszeiten, Kriege und Rechtschreibreformen glücklich überstanden haben, machen uns die Tücken des Alltags zu schaffen. Da wird das Großraumbüro zum Dschungel, in dem Computer- und Grippeviren kursieren, wo es einem mal subtropisch, mal arktisch vorkommt, sich auf dem Weg zum Kopierer heimtückische Hindernisse auftun. Daher sollten auch die Helden des Schreibtischs, die keinen Schritt tun, ohne dabei zu telefonieren oder zu tippen, gut auf ihren Weg achten. Die kleinen Zehen werden sich bedanken - auch wenn sie dann keiner mehr beachtet.