Die Tat vor der Synagoge in Halle zeigt: Menschen sterben, während Politik und Gesellschaft wenig bis nichts tun. Geistige Brandstifter wirken bis in die Mitte der Gesellschaft hinein und unsere Untätigkeit tötet. Ein Kommentar.
Ein Mann versucht in Halle in eine Synagoge einzudringen, während dort rund 80 Menschen Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag, feiern. Als dies scheitert, erschießt der Mann zwei Menschen in der Umgebung.
Die Tat ist erschreckend und macht betroffen - es wäre aber so verheerend wie heuchlerisch, jetzt von einem "Alarmzeichen" zu sprechen oder davon, dass rechter Terror jetzt in Deutschland angekommen ist.
Er ist schon lange da: Die Wehrsportgruppe Hofmann, der Anschlag aufs Oktoberfest 1980, die Morde des NSU, die Ermordung von Walther Lübcke - rechtsextremer Terror begleitet die Geschichte der Bundesrepublik schon lange.
Terroranschlag in Halle: Zeit der "Alarmzeichen" ist vorbei
Die Zeit der "Alarmzeichen", von dem CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach, ist vorbei und zwar nicht erst seit gestern. Seit Jahren nimmt der Antisemitismus in der Gesellschaft wieder zu, seit Langem mahnen Verbände und fordern mehr Aktivität von der Politik.
Was aber passiert? Mittel für konkrete Maßnahmen gegen Rechtsextremismus werden gekürzt: Ministerin Franziska Giffey hat angekündigt, die Förderung von Programm gegen rechts bis 2020 umzustellen: So wird das Programm "Demokratie leben" im kommenden Jahr mit rund acht Millionen Euro weniger auskommen. Dem Aussteigerprogramm "Exit" droht das Aus. Und das sind nur einige Beispiele. Auch andere Kämpfer gegen rechts stehen vor schweren Zeiten, etwa die Amadeu-Antonio-Stiftung.