Am Samstag ist der türkische Regierungschef Erdogan in Köln gewesen. In Deutschland wurde im Vorfeld diskutiert: Rufe nach einer Absage des Besuches wurden laut. Eine Absage wäre allerdings das falsche Signal gewesen, findet Frank Förtsch - ein Kommentar.

Wie hat Deutschland doch gehadert, sich gefürchtet vor einer polarisierend-provozierenden Wahlkampf-Wut-Rede des türkischen Ministerpräsidenten.

Die deutsche Bevölkerung lehnte den Auftritt mehrheitlich ab. Sogar die Kanzlerin mahnte Erdogan zur Zurückhaltung. Rufe nach einer Absage des Besuches in Köln wurden laut. Genau das wäre allerdings das falsche Signal gewesen.

Deutschland hat Erdogan, der das Recht auf Meinungsfreiheit am liebsten nur für sich selbst in Anspruch nehmen würde, nun gezeigt, dass jeder hier seine Ansichten frei äußern kann. Er, seine Befürworter ebenso wie die - zahlenmäßig überlegenen - Gegner. Dass freie Meinungsäußerung nicht in Gewalt und sogar Tod münden muss, wie dies über viele Monate und auch aktuell wieder im Heimatland des türkischen Ministerpräsidenten der Fall war und ist.

Gerade weil die in Deutschland lebenden türkischen Mitmenschen hier umfassende Freiheit genießen, erschreckt der teils fanatische Zuspruch für den selbstherrlichen Autokraten, der bewusst und gezielt spaltet, um damit seine Anhänger noch stärker hinter sich zu scharen.

Die Politik hierzulande muss sich deshalb fragen (lassen), ob der Erfolg Erdogans in dem weltweit zweitbeliebtesten Einwanderungsland zumindest zum Teil auf einem Misserfolg unserer Integrationsbemühungen aufbaut.