Loewe hat es in den vergangenen Jahren versäumt, sein Personal dem rückläufigen Geschäftsaufkommen anzupassen und schrittweise zu reduzieren.

So bitter es nun für jeden Einzelnen ist, der das Unternehmen verlassen muss, die Entlassungen sind überfällig. Dass die Banken diesen Schritt eingeleitet haben, ist einerseits logisch, andererseits aber auch bezeichnend und spricht nicht für das Management vergangener Jahre.

Bereits Anfang des Jahrtausends hat Loewe den richtigen Zeitpunkt der Flachbildschirm-Einführung verpasst und das Unternehmen in eine Krise gestürzt. Und obwohl der Turnaround gelungen ist, wurden danach wieder gravierende Fehler begangen.

Ein Beleg dafür ist ein rund 30 Sekunden langer Werbespot, in dem zwei Drittel der Zeit ein Mann über Farben und Design "philosophiert", aber das Produkt selbst - ein Loewe Individual - nur drei Sekunden lang zu sehen ist. Diese Art der Werbung mag funktionieren, wenn der Kunde weiß, wofür der Hersteller steht. Aber ist dies bei Loewe tatsächlich auch über die Region hinaus der Fall?

Natürlich steht Loewe für ein ausgezeichnetes Design, aber es ist doch vieles mehr! Nehmen wir die zwei integrierten Sat-Tuner oder die integrierte Festplatte. Qualitätsmerkmale, mit denen sich Loewe jahrelang von der Konkurrenz absetzte und die man schon zu Zeiten der Röhrenfernseher präsentierte. Man hat es versäumt, diese wie auch andere Alleinstellungsmerkmale in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen. Die aktuelle Entwicklung ist deshalb auch Ergebnis einer verfehlten Marketingpolitik.

Sicher ist der Markt hart umkämpft. Und gerade Loewe hat die Wirtschaftskrise in ehemals guten Absatzmärkten wie Spanien oder Italien besonders zu spüren bekommen. Doch alleine das kann nicht der Grund für die Talfahrt des Unternehmens sein.

Es ist weitaus mehr: Die avisierten Zahlen wurden in der jüngeren Vergangenheit weit verfehlt. Und dennoch wurden die Kapazitäten - wenn überhaupt - nur unzureichend zurückgefahren. Der Lagerbestand wurde größer, die Ausgaben blieben gleich. Die Folge: Das Ergebnis ging zurück. Wenn dies einige Jahre hintereinander der Fall ist, kommt jedes Unternehmen in Schwierigkeiten - so auch Loewe.

Aktuell werden in Kronach nur noch drei Modelle (Reference ID, Individual und Connect ID) produziert. Diese Konzentration erscheint angesichts der doch begrenzten Möglichkeiten von Loewe als sinnvoll. Dass dem Vernehmen nach Modelle auch im Ausland produziert werden, ist hingegen fragwürdig. Sollten die Produkte nicht dauerhaft die erforderliche Qualität gewährleisten, würde Loewe seinen Anspruch auf den Ruf als Premiumhersteller merklich untergraben und damit die eigene Zukunft nur noch stärker aufs Spiel setzen.

Grundsätzlich sind jetzt schnelle, aber in erster Linie kluge Entscheidungen erforderlich. Der Weg zurück zum Erfolg ist steinig und wird von allen Beteiligten Zugeständnisse, aber auch Geduld erfordern - auch von den Banken.