Lebensmittel mit Pferdefuß
Autor: Christian Reinisch
Bamberg, Sonntag, 17. Februar 2013
Zur Dramaturgie jedes Lebensmittelskandals gehört zwingend der Punkt, an dem die Politik in Aktionismus verfällt. Dieser Moment - auf den alsbald abschwellende Erregung und schließlich gnädiges Vergessen folgen wird - ist jetzt erreicht.
Die EU lässt Rindfleischprodukte nun per Gentest prüfen, ob sich darin vielleicht doch der eine oder andere Pferdefuß findet. Und die Ministerin für Verbraucherschutz kündigt einen "Aktionsplan" an.
Das ist alles gut und richtig, schließlich wollen die Konsumenten wenigstens im Kleingedruckten nachlesen, was da alles drin ist in ihrer Fertig-Lasagne zu - sagen wir mal - 99 Cent die Packung. Könnte ja sein, dass solche Lektüre einen kleinen Denkprozess in Gang setzt: Kann denn so ein Preis realistisch sein? Und wenn ja, welche irrsinnigen Wirtschaftskreisläufe sind wir bereit zu akzeptieren, um aus lebenden Tieren billigste Lebensmittel werden zu lassen?
Für Etikettenschwindel kann es keinerlei Rechtfertigung geben
Das mag provokant zugespitzt sein. Natürlich gibt es viele kritische Konsumenten, die bewusst einkaufen und den lokalen Bauernmarkt dem anonymen Discounter vorziehen. Andererseits kann es für Etikettenschwindel keinerlei Rechtfertigung geben - hier ist der Ministerin Aigner viel Erfolg zu wünschen bei ihrem Kampf gegen die "Sauerei".
Trotzdem: Die Verbraucher könnten eine Macht sein, wenn sie sich ihrer Macht bewusst würden. Doch so lange der niedrige Preis das wichtigste Kriterium beim Einkauf bleibt, wird es nur eine Frage der Zeit sein bis zum nächsten Lebensmittelskandal.