Klimawandel, Weltfrieden, wirtschaftlicher Aufschwung, internationales Ansehen. Die Amerikaner setzten vor vier Jahren große Hoffnungen in Barack Obama. Sie stilisierten ihn mit kollektiven "Yes, we can"-Gesängen und einer "Obamania" zum Superman, bejubelten seine überraschende Wahl zum Friedensnobelpreisträger.

Die - zu hoch gesteckten - Erwartungen hat der US-Präsident allerdings nur zum Teil erfüllt. Der Weltuntergang ist - ohne das Zutun des Super stars - abgewendet. Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten ist zu Beginn seiner zweiten Amtszeit ergraut. Sein Mythos ist verblasst, die "four more years" für ihn auch ein Verdienst von Wirbelsturm "Sandy".

Ja, Obama hat dafür gesorgt, dass rund 30 Millionen Amerikaner ab 2014 eine Krankenversicherung haben werden. Ja, es ist vor allem sein Verdienst, dass nach der schweren Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 Banken, Versicherungen und Autokonzerne mit Steuergeldern gerettet wurden. Nein: Weder Wirtschaft noch Weltfrieden kommen voran. Obwohl General Motors wieder eine Zukunft hat und Osama bin Laden Vergangenheit ist: Die US-Arbeitslosigkeit und die Zahl der weltweiten Konflikte sind höher denn je. Und beim Klimawandel zeigen die äußerst zurückhaltenden Chinesen inzwischen mehr Entschlossenheit als die USA.

Große Hypotheken also für die zweite Amtszeit, die Obama offensichtlich mit einer neuen Strategie angehen will. Versuchte er in der ersten Amtszeit als vermittelnder Versöhner ans Ziel zu gelangen, so zeigt er sich inzwischen als knallharter Kämpfer, gibt sich zum Beispiel bei der Verschärfung des Waffenrechtes und bei der Schuldenobergrenze als "Basta"-Präsident. Er zeigt den Waffennarren klare Kante und legt sich im Steuerstreit mit den Republikanern an. Er hat freie Hand. Eine dritte Amtszeit sieht des US-Wahlrecht nicht vor.

Für seine zweite Amtszeit ist Obama zu wünschen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Für fast alle 20 der 44 US-Präsidenten, die im Amt bestätigt wurden, ging es nämlich bergab. Nixon zum Beispiel stürzte über die Watergate-, Clinton strauchelte in der Lewinsky-Affäre, von George W. Bush bleiben der Irakkrieg, das Versagen bei Hurrikan Katrina und die weltweite Finanzkrise in Erinnerung.