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Kommentar: kein Mangel an Mitgefühl für Hoeneß


Autor: Christian Holhut

München, Donnerstag, 13. März 2014

Unter Vorbehalt auf freiem Fuß also: Kein Mitleid mit Uli Hoeneß! Oder doch? Vielleicht ein bisschen, meint Redakteur Christian Holhut.
Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, verlässt in einem Auto am 13.03.2014 nach der Urteilsverkündung das Landgericht München II. Hoeneß wurde zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Foto: Andreas Gebert/dpa


Das Urteil ist gerechtfertigt. Hier stand ein gieriger Mann vor Richter Rupert Heindl, der den Staat wissentlich betrogen hat. Ein Mensch, dem die Verhältnismäßigkeit schon lange abhanden gekommen ist. Und ein unanständiger Millionenjongleur, der in allergrößter Angst um Ego, Geldbeutel und Entdecktwerden erst alles aufs Steuersünder-Abkommen mit der Schweiz, dann schnell noch auf eine Selbstanzeige gesetzt hat - letztendlich vergeblich. Hinzu kommt, dass er das Bild vom abgehobenen Zocker in den vier Tagen vor Gericht nicht einmal selbst hat relativieren können. Salami-Taktik und steigende Betrugssummen ja, aber Unrechtsbewusstsein? Dem Eindruck nach doch sehr oberflächlich, weil in die Enge getrieben. Dann auch keine Gnade.

Wer nun doch etwas Mitleid haben will mit Uli Hoeneß, dem sei versichert: Es hätte noch schlimmer kommen können. Wenn Richter Heindl tatsächlich ein Geständnis, das man als Nicht-Jurist eher nicht als ein solches empfindet, sowie die Lebensleistung als Manager und Wohltäter berücksichtigt, ist das mehr als zu erwarten war. Wenn man so will, hat die Strafkammer hier vielleicht sogar etwas einfließen lassen von dem offenen Rückhalt, den der Steuerbetrüger in weiten Teilen der Bevölkerung vielleicht auch heute noch erfährt - wenngleich es nicht selten die offene Kritik an der deutschen Steuerpolitik ist, die so manchen in diesem Fall zum Hoeneß-Sympathisanten werden ließ.

Freilich wird mit diesem Urteil auch das Lebenswerk eines erfolgreichen Deutschen demontiert. Und überhaupt ist für die Privatperson Uli Hoeneß nichts mehr wie es vorher war: Eine hämische Öffentlichkeit, die den Saubermann gerne fallen sieht, oft aber keinen Deut besser ist, nur nicht so prominent, tat ihr übriges dazu. Das alles macht es verständlich, wenn nicht nur Bayern-Fans ihrem Gefühl folgen und von einem tragischen Fall sprechen.
Trotzdem: Es ist die ureigene Pflicht der Justiz, Steuerbetrüger zu bestrafen. Denn wer sich so benimmt wie Uli Hoeneß, kann vielleicht auf Mitgefühl der Mitmenschen hoffen. Nicht aber auf das eines Richters.