Die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio sollen stattfinden, findet das Olympische Komitee. Um die Veranstaltung Corona-frei zu halten, sollen die Athleten frühzeitig geimpft werden. Die Empörung über die vermeintliche Bevorzugung von Sportlern ist groß - doch auch zurecht?
Thomas Bach, der Präsident des IOC, ruft Olympia-Starter zum Impfen auf. Man wolle auch aus "Rücksicht auf das japanische Volk" ein möglichst Corona-freies Olympia gewährleisten. Und auch wenn die Kritik an dem Vorschlag groß ist: Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee.
Unabhängig davon, dass das Olympische Komitee unrealistischer Weise alle Besucher der Spiele zu einer Impfung aufruft, geht der Gedanke einer vorzeitigen Impfung von Sportlern in die richtige Richtung. Die Kritiker sind dennoch laut. Experten und Politiker wie Karl Lauterbach (SPD) sind gegen ein Vorziehen der Impfung für Sportler: Dosen seien genügend da, man habe jedoch Angst ein falsches Signal zu senden.
Doch was genau ist hier das falsche Signal? Bei den Sportlerinnen und Sportlern der deutschen olympischen Delegation handelt es sich um ein paar Hundert Menschen. Egal ob Fechter, Judokas oder Ruderer: Sie alle haben hart dafür gearbeitet sich einen Platz an der Weltspitze ihrer jeweiligen Sportart zu erkämpfen.
Es geht um Athleten - nicht um privilegierte Superstars
Bei der aktuellen Debatte um vorgezogene Impfungen für Spitzensportler ist es wichtig sich vor Augen zu halten, um wen es hier überhaupt geht. Im Gespräch sind weder die Top-Verdiener der Formel 1 noch die Crème de la Crème der Bundesliga. Im Gegensatz zu diesen steckt hinter den Olympia-Athleten weder eine riesige Lobby noch das große Geld.
Die oftmals jungen Leute stecken viel Zeit und Aufwand in ihre sportlichen Ambitionen. Um an der Spitze mitkämpfen zu können stemmen sie jahrelanges unermüdliches Training, persönliche Entbehrungen und andauernde internationale Konkurrenz. Am Ende zahlen sich die Strapazen für sie nicht wirklich aus - zumindest nicht finanziell.
Um auch in Zukunft die Strahlkraft und Möglichkeiten des deutschen Spitzensports zu gewährleisten, benötigen die Athleten jedoch vor allem eines: Planungssicherheit. Diese kann bereits mit der Bereitstellung von vergleichsweise wenigen Impfdosen hergestellt werden.
Wo ist hier die Ungerechtigkeit?
Die Impfungen, welche die Olympia-Delegation benötigt, fallen bei den Massen an Impfdosen, die weltweit benötigt werden, kaum ins Gewicht. Keiner Einzelperson wird deshalb eine Impfung verwehrt bleiben. Das Argument, dass es zu wenig Impfstoff gäbe, sind an dieser Stelle verfehlt. Denn wenn man über die ungerechte Privilegierung von Menschen beim Thema Impftermin spricht, dann sollte der Fokus auf etwas anderem liegen:
Zuerst mal: Es handelt sich hier um einen Kommentar, der lediglich die Meinung eines Journalisten wiedergibt. Nicht mehr und nicht weniger.
Richtig darin ist: Die Impfungen der (eventuellen) deutschen Olympiateilnehmer fallen in der Tat zahlenmäßig nicht ins Gewicht. Es gibt sowieso zu wenig Impfdosen.
Richtig ist auch, dass den Athleten aus vielen anderen Staaten (es ist wohl sogar die Mehrzahl) eine Impfung von vornherein verwehrt bleibt, weil es eine solche in ihrer Heimat schlicht und einfach noch nicht gibt.
Ungenannt bleibt jedoch die Tatsache, dass Geimpfte nach bisherigen Erkenntnissen weiterhin andere anstecken können.
Ungenannt bleibt auch, dass aus ebendiesen Gründen dies zwangsweise die Nichtteilnahme der Ungeimpften voraussetzt.
Ungenannt bleibt auch, dass Typen wie Thomas Bach, seines Zeichens IOC-Präsident, beste Kontakte zu Herrschaften wie Putin oder Xi Jinping pflegt, dem er innerhalb von 14 Jahren sogar zweimal die Ehre von Olympischen Spielen zukommen lässt bzw. ließ. Sommer- und Winterspiele in ein- und derselben Stadt, Peking. In einem Staat, der es mit Menschenrechten nicht so genau nimmt (um es mal vorsichtig auszudrücken).
Ja, und ungenannnt bleibt auch, dass Herr Bach die Spiele in Tokio bereits im vergangenen Jahr trotz Corona und ohne Impfstoff auf Gedeih und Verderb durchdrücken wollte. Cash as cash can!!!
Schön, dass der Kommentar am Schluss noch den Bogen spannt zu den zahlreichen vom Lockdown frustrierten Menschen, denen er die Olympischen Spiele am Fernseher über alles gönnt (in dieser tristen Zeit - im Sommer auch noch??).
Olympia - hier traf sich mal "die Jugend der Welt". Heute ist das ein knallhartes Geschäft; ob Zuschauer im Stadion sind oder nicht, interessiert keinen. Da rennen, werfen, schwimmen, heben ein paar Geimpfte um die Wette, und der Rest schaut im zu. Hauptsache, TV! Alles andere als eine Absage der Spiele (und zwar so schnell wie möglich) wäre ein Skandal.
"...Peking. In einem Staat, der es mit Menschenrechten nicht so genau nimmt..."
Quasi wie in Deutschland.
Aber ernsthaft:
Die Ungerechtigkeit liegt doch gar nicht darin, ob man nun ein "Impfvordrängler" ist oder nicht (noch so ein schönes neues Wort, dass in der Coronakrise aus der Taufe gehoben wurde). Die Ungerechtigkeit liegt darin, dass nach blanker Willkür (und Geldbeutel) bestimmt wird, wer was darf.
Hinter der Handvoll Olympiasportler oder meinetwegen der elf Fußballer steht ja noch ein ganzes Heer an Servicepersonal, das notwendigerweise zusammentrifft. Das hat der Vereinssport nicht - und trotzdem ist der verboten. Mit Logik kommt man da nicht weit.
Auch bin ich der Meinung, dass man genügend Impfdosen zur Verfügung hat, so lange man sie an Patienten auf der Palliativstation einsetzt.
Und warum sollte ausgerechnet ein Sportler vor Corona Angst haben? (Die Mär, mit der Impfung andere zu schützen, ist doch inzwischen vom Tisch, oder?)
Es ist und bleibt ein Drama.