Das Aufbegehren der Bergbewohnern war phantasievoll, doch aufgeklebte Lügennasen vermochten Oberbürgermeister und Stadtratsmehrheit nicht aufzuhalten. Die Argumente prallten an den Entscheidungsträgern wie an einer Mauer ab.

Andreas Starke hat in den sechseinhalb Jahren seiner Amtszeit schon öfters Bürgerprotest über sich ergehen lassen müssen, vielleicht ist er deshalb etwas unsensibel geworden. Doch sollte er nicht den Fehler machen, den Zorn, der sich am Mittwoch vor den Harmoniesälen entlud, auf die leichte Schulter zu nehmen. Hinter dem Ärger der Bergbewohner, hinter den Plakaten mit ihren provozierenden Botschaften und den immer schärfer formulierten Protestschreiben der Denkmalschutz-Vereine steckt die nachvollziehbare Frustration über eine Verkehrspolitik, die in den letzten Jahren die meisten Hoffnungen enttäuscht hat, die an sie geknüpft waren.

Noch fällt das nicht so auf: Die Erfolge, die Bamberg auf anderen Baustellen in den letzten Monaten feierte, haben das Grundproblem der Altstadt in den Hintergrund rücken lassen. Doch es stellt sich heute wie eh und je: Die Traumstadt der Deutschen erstickt im Verkehr, ihre Bewohner leiden unter Krach und Abgasen; Erschütterungen ruinieren die Häuser.

Doch Bambergs Verkehrspolitik kommt über Stückwerk nicht hinaus: High-Tech-Poller im Sand, die bis heute nicht funktionieren; eine isoliert betrachtete Flaniermeile, die den Verkehr in Sutte, Matern und am Torschuster explodieren ließ; ein teueres Mediationsverfahren, das unhaltbare Versprechungen produzierte und engagierte Bürger in Rekordgeschwindigkeit zu resignierten machte. Ob die kommunale Tempoüberwachung in dieser verfahrenen Situation die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt, ist fraglich.

Es scheint so, als ob Starke mit seinem projektbezogenen Arbeitsstil und mit seinen fragilen Mehrheiten im Stadtrat ausgerechnet beim Schlüsselthema Verkehr versagen würde und an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angelangt wäre. Doch sich damit abzufinden, dass Bamberg nun mal unter die Räder kommt, das kann nicht das Selbstverständnis einer Stadt sein, die sich seit 19 Jahren Welterbe nennt. Der OB muss beim Thema Verkehr einen neuen Anlauf wagen. Die bisherigen Anstrengungen waren alles andere als glücklich.