Die Corona-Schutzmaßnahmen werden in der Bevölkerung kontrovers bis hitzig diskutiert, wie auch auch die Reaktionen auf unsere jüngsten Berichte gezeigt haben.

Wo fängt Corona-Schutz an, wo hört Vernunft auf? Nicht zuletzt unsere jüngste Berichterstattung zur Situation der Gastronomie und zur Ein-Personen-Regel sorgte für sehr lebhafte und kontroverse Diskussionen im Landkreis. Für Diskussionen, in denen unsere Redaktion mitunter sogar in den Bereich der Corona-Leugner gerückt werden sollte.

Was ist nun dran an den Berichten mit kritischen Stimmen aus bunt gemischten Teilen der Bevölkerung? Wir sind keine Ignoranten und ebenso wenig naiv. Schon von Berufs wegen sind wir durchaus in der Lage, Statistiken zu lesen und Zahlen zu deuten. Auch im privaten Umfeld wird der eine mehr, der andere vielleicht weniger mit dem Thema Corona konfrontiert. Aber es geht an keinem vorbei.

Staatliche Maßnahmen müssen hinterfragt werden

Niemand in der Redaktion blendet aus, dass wir es hier mit einer sehr ernsten Pandemie zu tun haben, die Leib und Leben von Menschen gefährden kann. Es braucht Schutzmaßnahmen! Dennoch ist es legitim, ja sogar journalistische Pflicht, staatliche Maßnahmen auf die Probe zu stellen und auch kommentierende Stücke dazu zu schreiben. Schließlich heißt ein Beschluss einer Maßnahme nicht automatisch, dass sie alle Eventualitäten aus dem gelebten Alltag berücksichtigt.

Wäre es anders, müsste es nie Gesetzesänderungen geben. Also sollten alle Politiker froh sein, möglichst viele Ansichten der Menschen kennenzulernen, um nachjustieren zu können. Denn wer weiß jetzt schon, wie lange die zu beschließenden Einschränkungen am Ende wirklich greifen müssen, um dem Virus den Garaus zu machen. Dass es beim Dezember bleibt, erscheint angesichts der jüngsten Entwicklung doch eher unrealistisch.

Ein Beispiel für unsere Überlegungen: Wenn ein Jugendlicher seine Freundin trifft, darf er seinen besten Kumpel nicht mehr treffen? Gleichzeitig sitzen aber die gleichen drei Personen stundenlang in der Schule und im Bus mit 20 anderen auf Tuchfühlung. Von der Situation beim Einstieg - Schulter an Schulter - ganz zu schweigen. Davon konnte ich mir gerade erst selbst ein erschreckendes Bild in Kronach (Haltestelle Innerer Ring) machen. Wäre es nicht sinnvoller, hier den Hebel anzusetzen? Gerade wo zuletzt Klassen heimgeschickt und ihre Schüler reihenweise getestet werden mussten. Halbe Klassen, wie von Experten und Teilen der Politik vorgeschlagen, wären meiner ganz persönlichen, elterlichen Ansicht nach zurzeit ein sehr sinnvoller Ansatz. Jedenfalls mache ich mir momentan mehr Sorgen über eine Ansteckung von Kindern im Unterricht und auf dem Schulweg als beim Spielen mit zwei oder drei Kameraden, die letztlich ja auch immer die gleichen sind.

Corona-Regeln widersprüchlich?

Ein anderes Beispiel: Sicherheitsabstand, Hygienekonzept, Desinfektionsmittel, Aufenthalt im Freien - trotzdem ist es nicht zulässig, schnell die Bratwurst oder den Burger vor Ort zu essen. Bei der Bahnfahrt darf zum Essen jedoch in einem geschlossenen Waggon sogar die Maske abgenommen werden. Solche Situationen sollten nicht nur auf den Prüfstand kommen, sie müssen es. Deshalb ist aber niemand ein Corona-Leugner. Es gibt nur unterschiedliche Sichtweisen, wie und wo das Virus am besten bekämpft werden kann. Wenn unsere Zeitung mit ihren Berichten ein wenig die eingeigelten Kontrahenten zur Diskussion animieren kann, können davon alle nur profitieren. Darin sehen wir unsere Aufgabe. In diesem Sinne: Halten Sie sich an die Regeln, passen Sie alle gut auf sich und Ihre Mitmenschen auf und bleiben Sie gesund!