Der Patriot-Einsatz der Bundeswehr in der Türkei steht unter keinem guten Stern, meint Chefredakteur Frank Förtsch. Seinen Kommentar zum Thema lesen Sie hier:

Vor Wochenfrist geißelt der deutsche Verteidigungsminister die Gier der Soldaten nach Anerkennung. Es hagelt Widerspruch: de Maizière muss eingestehen, nicht den richtigen Ton getroffen zu haben. Der Minister gerät zeitgleich zusätzlich unter Beschuss: Die Truppe kritisiert erstmals öffentlich den Einsatz beim Nato-Partner Türkei, klagt auch über katastrophale hygienische Zustände der Unterkünfte. Zufall oder Retourkutsche für die Soldatenschelte des Ministers?

Fokussiert man den aktuellen Angriff nur auf die schlechte Unterbringung, so drängt sich der Eindruck auf, dass die Truppe hier postwendend eine offene Rechnung mit dem Minister begleicht. Wer eines der modernsten mobilen Waffensysteme der Welt über tausende von Kilometern verlegt, sollte in der Lage sein, transportable Toiletten im Schlepptau mitzuführen.

Da der Einsatz zudem nicht aus heiterem Himmel kommt, war genug Zeit, sich gut vorzubereiten: auf die militärische Herausforderung ebenso wie auf die Rahmenbedingungen. Kaum vorstellbar, dass nicht Vorauskommandos die Lage erkundeten. Die Kritik an der Unterbringung muss sich also die Truppe zumindest zum Teil auch selbst ins Stammbuch schreiben.

Der Stachel dieses Einsatzes sitzt jedoch tiefer. Er gräbt sich zunächst allerdings ins Fleisch der Militärs auf türkischer Seite. Den Soldaten dort wird vor aller Welt vor Augen geführt: Ihr seid nicht in der Lage, eure Nation vor einem bloßen Bürgerkrieg im Nachbarland zu schützen.

Damit wird das grundsätzlichere Problem deutlich: Die Unterstützung, um die die türkische Politik die Nato gebeten hat, wird von den dortigen Streitkräften nicht gewollt. Kein Platz also für Gastfreundschaft. Im Gegenteil: Die deutschen Gäste fühlen sich schikaniert. Feldpost wird zurückgehalten. Deutsche Soldaten dürfen Kasernen nicht verlassen. Eine Feldjägerin klagt über Tätlichkeiten eines türkischen Generals.
Das fordert die Politik heraus. Vor allem auf türkischer Seite. Sie muss für ihren Ruf nach Nato-Unterstützung Verständnis erzeugen. Zuallererst bei den Militärs. Aber auch bei der Bevölkerung.