Horst Seehofer hat bei der Kabinettsbildung keinen Mut bewiesen, sondern am Proporz der Regionen festgehalten. Ein großer Wurf sieht anders aus, findet Thomas Lange.

So spannend hätte es Horst Seehofer nicht machen müssen. Auf seinem supergeheimen Kabinettszettel stand nicht der große Wurf, sondern der kleinste gemeinsame Nenner der CSU: Der Ministerpräsident hat sich nicht gelöst vom heiligen Proporz zwischen den Regionen.

Dem nämlich verdankt die gescheiterte Justizministerin Beate Merk ihr Überleben im Kabinett, und sie beerbt dort die farblose Europa-Ministerin Emilia Müller, die zuvor schon im Wirtschaftsressort überfordert war und sich nun dem Sozialen widmen darf.

Merk ist aus Schwaben, Müller aus der Oberpfalz, und ein Überangebot an ministrablen Frauen hat Seehofer ohnehin nicht. Also war auch in Oberfranken eine Beförderung fällig in Person der neuen Gesundheitsministerin Melanie Huml.

Sie ergänzt, gemeinsam mit dem neuen Justizminister Winfried Bausback, starke Franken im Kabinett: Innenminister Joachim Herrmann war ohnehin gesetzt, und Finanzminister Markus Söder wächst, mit dem Breitband-Ausbau und der Landesentwicklung, als Heimatminister eine ausgeprägte Verantwortung zu für den ländlichen Raum insgesamt.

Über den Regionalproporz, wenn er denn schon sein muss, können sich die Franken jedenfalls nicht beklagen.

Wo aber ist der große Wurf gelandet, dieser Umbau der Staatsregierung zu einer zukunftsweisenden Bündelung von Kompetenzen, mit der Seehofer doch ein bundesweites Aufsehen erregen wollte? In Berlin jedenfalls nicht, denn dazu fehlt schon das Energieministerium, das ein bayerisch es Signal hätte setzen können gegen das Strom-Desaster.

Der große Wurf zielte auf München. Der Ministerpräsident hat das Kabinett geformt zu seinem Machtinstrument: Die renitente Christine Haderthauer ist in der Staatskanzlei unter seiner Kontrolle. Die Thronanwärter Ilse Aigner und Markus Söder haben in Super-Ministerien genug zu tun. Und im Landtag hält ihm Thomas Kreuzer den Rücken frei.

Insofern ist tatsächlich alles neu zugeschnitten - von und vor allem auf Horst Seehofer.