Druckartikel: Höher, schneller, weiter - muss das sein?

Höher, schneller, weiter - muss das sein?


Autor: Io Görz

Bamberg, Sonntag, 14. Oktober 2012

Es ist geschafft: Felix Baumgartner hat wohl die Schallmauer durchbrochen und ist so hoch abgesprungen wie noch nie ein Mensch zuvor. Viele fragen sich: Wozu? Ist das nicht Geldverschwendung? Nein, der Sprung vom Rand des Weltalls war mehr als die PR-Aktion eines Extremsportlers.
Foto: dpa


Natürlich gibt es drängendere Probleme als einen Sprung aus der Stratosphäre. Natürlich könnte man mit 50 Millionen Euro viel Gutes tun. Natürlich bleibt bei so massiver Platzierung einer Marke als Sponsor ein kleiner Nachgeschmack übrig. Aber: Darum geht es bei solchen Aktionen eigentlich nicht.

Der Mensch strebt nach Rekorden, auch wenn es sie keinen direkten Nutzen zeigen. Der Gedanke, höher hinaus zu wollen als alle zuvor, ist mitnichten ein Gedanke des 21. Jahrhunderts. Bereits Petrarca folgte einem ähnlichen Gedanken, als er den Mont Ventoux in der Provence bestieg. Petrarca, der übrigens als Begründer des Alpinismus gilt, öffnete der Menschheit in der Retrospektive die Augen für die Welt, die mehr als nur ein Jammertal auf dem Weg zum Paradies ist.

Sie ist es wert, erfahren zu werden. Grenzerfahrungen gehören dazu, sei es ein Berg, der bestiegen wird oder ein Sprung aus beinahe 40 Kilometern Höhe.




Der Mensch will über sich hinauswachsen. Der Nutzen ist nicht immer abzusehen. Vielleicht wird die Raumfahrtforschung eines Tages vom Sprung Baumgartners profitieren, gerade, wenn es um die Rettung abstürzender Astronauten geht, vielleicht auch nicht.

Über die Vermarktung des Stratosphärensprungs lässt sich streiten, aber zweifelt man den grundsätzlichen Sinn an, muss man auch fragen, ob das Forschungszentrum CERN in der Schweiz nicht viel zu teuer ist oder Raumfahrt und theoretische Phsyik nicht eigentlich unfinanziert bleiben sollten, bis die drängenderen Probleme der Welt gelöst sind. Eine Welt ohne Forschung und Experimente um ihrer selbst Willen wäre allerdings ärmer und wäre ein Rückschritt direkt in Richtung Mittelalter.