Um die Jahreszeiten windet sich ein Kranz von Wahrheit und Dichtung. Ein Kommentar zum - meteorologischen - Frühlingsanfang am 1. März.

Der zweite Frühling hat kein allzu gutes Image. Man denkt gleich an Herren jenseits der 50, die sich gockelhaft mit hübschen jungen Damen zu schmücken trachten und das Wort "Lächerlichkeit" so recht mit Leben füllen. Zwar: "Auch alte Kater lecken gerne Milch", heißt es nicht eben schmeichelhaft für die alten Kater, die als Retourkutsche "Unter der Asche glimmt die Glut" entgegnen könnten.



Wie überhaupt sich um diese Jahreszeit, die - meteorologisch! - am 1. März beginnt, ein Kranz von Sprichwörtern und Gedichten windet. Warum das so ist? Weil der Winter früher eine üble Zeit war, die überlebt zu haben Grund genug war für Jubeln. Welch ein Luxus, heute über die Niedergeschlagenheit angesichts grauer Wolken klagen zu können!

Es ist ja der Winter kein richtiger Winter mehr. Und das ist gut so, denn wer will schon Winter, wenn nicht gerade Heiligabend ist? Der vergangene Nichtwinter hat Heizkosten gespart und Streusalz, und überhaupt ist eine Jahreszeit soviel wert wie die andere. Das wusste schon Karl Valentin: "O! bliebe es immer nur Frühling, der Frühling gibt Mut uns und Kraft", dichtete er. Über Sommer, Herbst und Winter dichtete er genau dasselbe. Was die alten Kater freut.