Fränkische Küche - Meine Suppe ess' ich nicht
Autor: Günter Flegel
Bamberg, Donnerstag, 14. November 2013
Viele Jahre haben die feinen Damen und Herren der Restaurantkritik einen Bogen um Franken gemacht. Frankens Küche kämpft um die Anerkennung. Die Wirtshäuser können aber viel mehr als schnell gesottene Backpfeifen.
Der Fernsehkoch Alexander Herrmann aus dem oberfränkischen Wirsberg war lange einer der wenigen, die sich in der Küchenschlacht erfolgreich schlagen konnten. Ansonsten suchten die Gaumen der Restauranttester des Michelin und des Gault Millau vergeblich nach geräucherten Taubenbäckchen auf einem Mousse aus spanischen Artischocken und sizilianischen Backpflaumen, garniert mit in Portwein gedünsteten Granatapfelkernen.
Mit derlei Köstlichkeiten bombardiert, verteilt der hungrige Gast im fränkischen Wirtshaus recht schnell gesottene Backpfeifen. Er will kein Kunstwerk auf dem Teller, er will sich satt essen.
Zum Glück wendet sich jetzt langsam das Blatt. Die fränkische Küche erkennt, dass sich auch Bodenständiges fein zubereiten lässt, und die Restaurantkritik sieht ein, dass Feines durchaus bodenständig sein kann. Profitieren wird in jedem Fall der Gast, wenn er einsieht, dass Gutes sein Geld wert ist.
Wobei nach wie vor der Grundsatz gilt, dass ein unaussprechliches Wort auf der Speisekarte nicht automatisch für Genuss bürgt. Hohe Küchenkunst zeigt sich im Sauerbraten, der auf der Zunge zergeht, und im Kloß, der schon auf dem Weg aus der Küche die Soße vom Teller schlürft. Mahlzeit!