D ie NSA-Spionageaffäre hat nicht nur die USA weltweit desavouiert, sondern auch die Europäer. Man wird von Verbündeten bespitzelt, die man für Freunde hält. Alle Bemühungen um Datenschutz und die Sicherung der Grundrechte der Bürger Europas sind mit einem Schlag Makulatur.

Und die Reaktion? Brüssel will die Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone fortsetzen, als ob nichts wäre. In den europäischen Hauptstädten herrscht tagelang beredtes Schweigen. Es folgen Beschwichtigungen und einige laue Nachfragen in Washington. Nicht einmal das Argument, die Amerikaner handelten schließlich nach Recht und Gesetz, ist den Verantwortlichen zu dumm. Als ob das für die Stasi nach den Gesetzen der DDR nicht auch gegolten hätte.

Schon dieses Verhalten nährt den Verdacht, dass die europäischen Regierungen nicht nur mehr wussten, als sie zugeben, sondern auch mit den amerikanischen Diensten unter einer Decke stecken. Was man selbst nicht darf, lässt man gern den großen Bruder machen, wenn für die eigenen Dienste auch einige Brosamen abfallen.
Doch jetzt sind wir noch eine Stufe weiter.

Eilfertig bemühen sich die Europäer, die Wünsche der Amerikaner im Fall Snowden zu erfüllen, dem sie eigentlich zu Dank verpflichtet sein müssten. Die ausgespähten Opfer machen gemeinsame Sache mit dem Täter. Mit ungewohnter Schnelligkeit wird Snowdens Asylgesuch abgelehnt. Nicht einmal das Präsidentenflugzeug eines souveränen Staates ist tabu. Ein beispielloser diplomatischer Eklat. So verhalten sich nicht gleichberechtigte Partner, sondern Vasallen. Einfach erbärmlich.