Druckartikel: Eindrücke von einem fremdem Land

Eindrücke von einem fremdem Land


Autor: Petra Breunig

Bamberg, Dienstag, 06. November 2012

Siegfried Lenz legt mit "Amerikanisches Tagebuch 1962" ein sehr persönliches Werk vor. Die Notizen seiner Reise durch die USA waren ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
Siegfried Lenz' (hier eine Aufnahme vom Oktober) neuestes Werk ist eine Erinnerung an seine Reise nach Amerika im Jahr 1962. Foto: Angelika Warmuth/dpa


Nur eine Bilanz. Ein allabendliches Nachdenken, Einordnen des tagsüber Erlebten. Das "Amerikanische Tagebuch 1962" war für Siegfried Lenz nur ein Notizbuch, in dem er alles festhielt, was ihm auf seiner 40-tägigen Reise durch die USA im Herbst 1962 wichtig erschien. Doch es sind nicht die großen weltpolitischen Ereignisse - die Kubakrise, der Kalte Krieg, die Bedrohung durch einen Atomkrieg - die Lenz beschäftigen. Zwar spürt er die Anspannung dieser Tage, in denen sich der amerikanische Präsident John F. Kennedy mit seinen wichtigsten Militärberatern trifft, um die Kubakrise zu besprechen.

Als Kennedy am 22. Oktober 1962 seine Landsleute und die Welt über die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba informiert, ist Lenz in Boston. "Sehr ernst, sehr besorgt" sei sie gewesen die Rede Kennedys, notiert Lenz am gleichen Abend in sein Notizbuch. "Hoffentlich bleibt der Friede in der Welt erhalten. Ich nehme mir vor, eine Weile hinter einem Amerikaner herzugehen, nur herzugehen."

Das "Amerikanische Tagebuch" (Hoffmann und Campe, 19,99 Euro) ist ein sehr persönliches, fast möchte man schreiben intimes zeitgeschichtliches Dokument, dem man anmerkt, dass es eigentlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt war. Dass es lesenswert ist, ist dem schriftstellerischen Können Siegfried Lenz' zu verdanken, der zwar nur seine Eindrücke von einem neuen, fremden Land schildert (und sich dabei immer wieder über die gastfreundlichen Amerikaner wundert).

Diese Skizzen werfen aber nicht nur einen Blick auf die Zeit vor 50 Jahren, sie zeigen auch einen Schriftsteller am Anfang seiner Laufbahn, dem mag zwar Lebenserfahrung fehlen, aber sicher nicht das Können.