Das Internet ist neu, doch die Probleme sind es nicht - und sie sind erst recht nicht virtuell.

Beim Aufkommen des Internets zu Beginn der 90-er Jahre herrschte die Vorstellung, unbegrenzter Informationsaustausch ohne Hierarchien im Netz sei der Beginn einer neuen digitalen Demokratie. Diese Naivität ist verflogen.Das Gegenteil trat ein. Einige wenige Konzerne kontrollieren heute den Informationsfluss in der Datenwelt.

Etwas Neues ist das nicht. Ähnliche Entwicklungen gab es schon nach der Erfindung des Buchdrucks in der Renaissance oder bei den Enzyklopädisten in der Zeit der Aufklärung. All diese Bewegungen eint der Glaube, dass die Möglichkeit zur umfassenden Verbreitung von Wissen zu gesellschaftlichem Fortschritt führt. Bekanntlich hat sich die Welt auch damals schon nicht danach gerichtet, was Aufklärer und Humanisten erwartet haben. Entwickelt haben sich ganz profan Wirtschaftsunternehmen, die für ihren Profit arbeiten, damals Buchverlage, heute Google und Facebook.

Da hilft auch Jaron Laniers Plädoyer für ein neues Modell der Internet-Wirtschaft nichts. Der Kapitalismus ist bereits erfunden, und nach dessen Gesetzen wird sich auch das Internet weiterhin richten. Eine Vergütung von Kleinstbeträgen durch diese Firmen an die privaten Urheber von Informationen, wie sie Lanier fordert, wird daran nichts ändern.

Dass mit den Informationsströmen des Internets auch ganz neue Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle entstanden sind, dass diese Möglichkeiten von Konzernen zum Geldverdienen, von Geheimdiensten und Regierungen wiederum für ihre Zwecke genutzt werden, ist zwangsläufig.

Das Internet ist nur ein technisches Hilfsmittel zur beschleunigten Kommunikation, so wie Telegraph, Telefon und Eisenbahn im 19. Jahrhundert. Schon damals wurde damit Geld verdient und es wurden Informationen abgeschöpft.

Hier die Rechte des Individuums zu wahren, dazu bedarf es hergebrachter Mittel: Der politischen Aktion in der ganz realen Welt. Das Internet mag dabei die Kommunikation erleichtern. Doch sich informieren und handeln müssen die Menschen immer noch selbst.