Druckartikel: Die armen reichen Deutschen

Die armen reichen Deutschen


Autor: Hubert Zöller

Bamberg, Montag, 29. Oktober 2012

Die Deutschen fürchten sich vor der Inflation, dabei wird ihr Vermögen von anderer Seite bedroht.
Foto: Jens Büttner/dpa


Die Deutschen haben Angst. Jedenfalls die, die Geld haben. Sie haben Angst vor der Inflation. Dabei ist diese Angst völlig irrational. Es ist nämlich nicht die Inflation, die an ihrem Vermögen nagt, sondern die Politik, mit der die Schuldenkrise bekämpft wird.

Diese Politik hat dazu geführt, dass die Zinsen in Deutschland unter die Inflationsrate gefallen sind. Die Austeritätspolitik hat nicht nur die Schuldenstaaten in die Rezession und ihre Bonität in den Keller geführt. Sie trifft auch die deutschen Sparer. Massenhaft strömt Kapital aus diesen Ländern nach Deutschland auf der Suche nach sicheren Anlagen. Doch auch beim Kapital gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das Vermögen des einen braucht immer die Schulden des anderen. Ohne Schuldner keine Geldanlage, ohne Kredite keine Zinsen.

Die Austeritätspolitik hat den Euroraum an den Rand der Deflation geführt. Doch der deutsche Sparer blendet dies völlig aus. Er findet diese Politik gut, auch wenn sie ihn richtig viel Geld kostet. Stattdessen fürchtet er sich vor der Chimäre Inflation und einem Untergang des Euro.