Auch in der Schweiz tobt ein Zuwanderungsstreit - mit Deutschen statt Bulgaren als Schreckgespenst. "Masseneinwanderung stoppen", fordern Rechtspopulisten.

Ein reiches Land, das auf Zuwanderung angewiesen ist, wird von Überfremdungsängsten geplagt. Die Fakten zeigen eindeutig, dass diese Ängste unbegründet sind. Doch das ändert nichts. Die Angst bleibt. Sie ist irrational, aber real. Argumente stoßen auf taube Ohren. Populistische Parolen, die die Angst bestärken, fallen dagegen auf fruchtbaren Boden. Schließlich hätte man im Fall des Falles ja wirklich etwas zu verlieren - glaubt man zumindest.
Hilft also nichts gegen den Autismus verängstigter Wohlstandsbürger? Für die Schweiz muss diese Frage einstweilen offen bleiben. Doch könnte die Diskussion bei den Eidgenossen zumindest in Deutschland etwas bewirken.

Von außen sieht die Sache nämlich plötzlich recht befremdlich aus. Wenn man sich selbst in der Rolle des bedrohlichen Fremden wiederfindet, kann das durchaus erhellend sein. Schließlich trifft das, was man dem Zuwanderer unterstellt, auf einen selbst natürlich nie zu. Stereotype, die man zuvor einfach akzeptiert, werden plötzlich als solche erkannt. Und populistische Sprüche erscheinen als das, was sie sind: populistische Sprüche, die Ängste und Vorurteile zu ganz eigenen Zwecken instrumentalisieren.

So fördert der Blick in den Schweizer Spiegel vielleicht wenigstens den Realitätssinn bei den Deutschen. Obwohl bei manchem auch ein Blick in den Spiegel nichts bewirken dürfte.