Das Coronavirus und Markus Söder: Sind wir alle auf einmal autoritätsbesoffen?
Autor: Io Görz
Franken, Dienstag, 24. März 2020
Markus Söder tritt in Zeiten des Coronavirus als Macher auf. Die Leute jubeln ihm zu. Doch ist die bayerische Taktik ziemlich durschaubar. Warum jetzt nicht der Zeitpunkt für Heldenverehrung ist - ein Kommentar.
Markus Söder reitet zurzeit auf einer Welle der Beliebtheit: Von dem Moment an, als der bayerische Ministerpräsident aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus verkündete, dass die Schulen und Kitas in Bayern schließen, galt er als der mutige Macher - als einer, der anpackt.
Viele Menschen bekunden dieser Tage ihre Begeisterung und ihre Zustimmung: Anstatt zu zaudern handele Söder wenigstens. Doch ist das so? Wenn man sich die letzten drei Anlässe ansieht, ist ein Muster erkennbar und das lässt einige Fragen nach den Motiven des Ministerpräsidenten offen.
Geht es um mehr als nur um die Sicherheit?
Jedes Mal - ob bei den Schulschließungen, bei den Einschränkungen für Geschäfte oder eben jetzt bei den Ausgangsbeschränkungen - gab es Absprachen zwischen Bundesländern und Bundesregierung. Jedes Mal scherte Bayern aus und verkündete ein oder zwei Tage vor allen anderen Bundesländern Maßnahmen, die über das vereinbarte Vorgehen hinausgingen.
Hier liegt der Verdacht nahe, dass es um mehr geht als nur um die Sorge um die Bevölkerung, denn Markus Söder lässt es natürlich auch nicht aus, klarzustellen, dass Bayern vorangehe und der Bund folge. Muss das sein? Erneut wird am Mythos des anpackenden Freistaats gestrickt. Mal wieder tut Bayern so, als wäre es ein bisschen besser als die anderen Bundesländer und irgendwie auch besser als "die in Berlin".
Es ist durchaus verständlich, wenn Söder betont, dass in Bayern nun mal mehr Fälle auftreten, dass mehr Tote zu beklagen sind und die Maßnahmen hier schneller und härter sein müssen. Aber ist das ein Grund, gemeinsame Absprachen zu unterlaufen? Markus Söder als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz sollte es besser wissen und nicht sein Wissen um die Absprachen nutzen, um ein ums andere Mal als der Einzige dazustehen, der die Lage ernst nimmt und handelt.
Bayern spielt das alte Spiel - auch in Zeiten des Coronavirus
Wenn Bayern schon schneller oder härter handelt, dann wäre es doch wenigstens angebracht, in der Kommunikation nicht so zu tun, als müsste Bayern den trödelnden Rest antreiben. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack, wenn einerseits die altbekannte Rhetorik des ewigen Klassenbesten bemüht wird, aber Kritik genau daran dann als "Stilspiele" diskreditiert werden.