Coronavirus: Vergesst die Todesrate! Ein Kommentar
Autor: Io Görz
Franken, Donnerstag, 08. Oktober 2020
Die Corona-Zahlen steigen sprunghaft an: Aktuell wurden über 4000 Neuinfektionen vermeldet. Innerhalb eines Tages. Wir müssen endlich aufhören, uns auszuruhen. Und: Vergesst die Todesrate! Ein Kommentar.
Der Herbst ist da und die vorhergesagte zweite Welle des Coronavirus auch. Täglich infizieren sich mehr Menschen mit dem Lungenvirus und erkranken an Covid-19. Regional werden Maßnahmen angepasst, je nach Infektionsgeschehen.
Aber irgendwie will bei vielen Menschen nicht so recht ankommen, dass wir „die Corona-Zeit“, wie wir die Monate von März bis Mai alle inzwischen nennen, eben noch nicht vorbei ist. Wir sind zwar gerade nicht am selben Punkt wie im April, als die Kurve der Infizierten exponentiell anstieg, aber die Lage ist alles andere als entspannt.
Wenn die größte Sorge dem Herbsturlaub gilt
Wir haben uns schon fast gewöhnt an meckernde Coronaleugner, die täglich neue, absurde Theorien verbreiten und sich immer dreister wehren gegen simple Infektionsschutz-Maßnahmen. In Bussen, Zügen und Supermärkten setzen diese selbsternannten „Rebellen“ und „Querdenker“ ihre Masken ab und halten sich für so etwas wie die heroischen Kämpfer gegen das Böse Imperium. Doch sie sind keine Rebellen, keine Luke Skywalker, sie sind auch keine „Querdenker“: Sie sind höchstens Nicht-Denker.
Video:
Wer bewusst und wider besseres Wissen (ich meine mit „Wissen“ nicht die kruden Theorien von selbsternannten Experten auf Youtube und Kochbuch schreibende „Reichskanzler“ auf Telegram) andere gefährdet, ist kein Kämpfer gegen Ungerechtigkeit, sondern einfach nur unsozial und – naja, ein Gefährder.
Die Bildzeitung schrieb kürzlich von der „Angst um unseren Herbsturlaub“ – eine Schlagzeile, die an Anmaßung und Egoismus kaum zu überbieten ist. Sie ist aber auch ein guter Indikator, wie die Prioritäten inzwischen oder immer noch bei einigen verteilt sind.
Die Langzeitfolgen sind enorm für sogenannte "Genesene"
Gerne werden die Auslastung der Intensivbetten sowie die niedrige Zahl der Todesfälle als Argument herangezogen, um sich gegen anhaltende oder weitergehende Maßnahmen zu wehren bzw. sie zu verhindern. Und ja: Die Todesrate ist sehr niedrig inzwischen und die Intensivstationen sind auch weit von dramatischen Auslastungsraten entfernt.
Aber: Die sogenannten „Genesenen“ – inzwischen rund 260.000 Menschen in Deutschland alleine – sind nicht automatisch auch gesund. Sie sind nicht mehr akut erkrankt und müssen vielleicht nicht mehr behandelt werden. Die Spätfolgen zeigen sich aber erst jetzt immer mehr.