Wie soll es im Herbst für Familien weitergehen? Eine faire Regelung muss her
Autor: Anna Villmeter
Franken, Dienstag, 04. August 2020
Die jüngsten der Gesellschaft sind in Kitas und Schulen strengen Reglements ausgesetzt – die Erwachsenen saufen derweil dicht an dicht im Bierkönig. Das ist nicht fair, aber auch kein Wunder, findet unsere Kommentatorin.
"Sie müssen ihr Kind abholen. Es hat einmal genießt", "Es hat gehustet" oder "... die Nase läuft" sind aktuell die Top 3 Gründe, warum Eltern ihre Kinder aus Kitas und Krippen abholen müssen – oder gar nicht erst bringen dürfen.
Wer selbst Kinder hat oder sie regelmäßig sieht, weiß: Sie haben 10 bis 12 Infekte im Jahr. Im Schnitt also einen im Monat. Und das es sich mit den Rotznasen verhält wie mit den Winterreifen – nämlich von O bis O – ist auch nichts Neues. Wie soll es also für die Kinder und ihre Familien ab diesem Herbst weitergehen?
Wie soll ich es meinen Kindern erklären?
Wir Erwachsenen sind ganz groß darin unseren Kindern zu sagen was sie tun und lassen sollen. "Erstmal Hände waschen", "Putz dir die Zähne" und "Hänge bitte deine Jacke auf", sind wohl Sätze die alle Eltern, je nach Alter des Kindes, schon eine Million Mal gesagt haben. Und wenn es um ein soziales Miteinander geht, ermahnen wir unsere Kinder mit: "Du kannst deinen Bagger doch auch mit den anderen teilen.", "Bitte schrei nicht so laut, das stört die anderen", oder "Nimm bitte Rücksicht, er ist viel kleiner als du."
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Wenn ich mir dann die Bilder der Demo in Berlin anschaue, auf der Menschen dicht an dicht und ohne Mundschutz für "ihr gutes Recht" auf die Straße gehen, oder feuchtfröhliche 'Corona Partys' feiern , da frage ich mich schon das ein oder andere Mal: Hat man euch allen eigentlich in den Kopf gehustet?
Versteht ihr nicht, dass es weiterhin Menschen gibt, die darauf angewiesen sind, dass wir uns in der Gruppe sozial und rücksichtsvoll verhalten, damit auch sie wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können?
Wie soll ich meinem Dreijährigen glaubhaft verständlich machen, dass er nicht zum Schnuppertag in den Kindergarten gehen kann, wenn seine Nase läuft, während die Dame in der Supermarktschlange vor uns so schlimm hustet, dass ich mir nicht sicher bin, ob es sich um Tuberkulose, Bronchitis oder am Ende doch um Corona handelt? Und wie kann ich meiner Tochter guten Gewissens erklären, dass bei ihrer Einschulung dieses Jahr nur ihre Eltern und ihr Bruder dabei sein werden, während in der Sandstraße die Erwachsenen dicht an dicht mit ihren fünf besten Kumpels, zwei, drei Bierchen zischen?
Fair ist etwas anderes
Diese schier endlose Egozentrik und Rücksichtslosigkeit vieler Erwachsenen kann und will ich nicht verstehen. Kinder haben keine Lobby und werden für Wirtschaft und Politik erst dann relevant, wenn sie mit der Schule fertig und eine potenzielle Arbeitskraft sind. Es wunderte mich daher auch schon vor Corona nicht, warum es keinen interessierte, wenn Frauen keine Hebammen finden, Kreißsäle schließen, weil sie nicht wirtschaftlich sind und die Kaiserschnitt-Rate in Deutschland bei 30 % liegt, weil sie mehr Geld bringen als spontane Geburten.