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Bahnchef: Reibungsverluste wie auf der Schiene


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Montag, 30. Januar 2017

Die Suche nach einem neuen Chef für die Deutsche Bahn ist ein Politikum, meint unser Kommentator.
Bahn-Chef Rüdiger Grube auf dem Dach des Konzerngebäudes in Berlin Foto: Marcel Mettelsiefen, dpa


Dass sich Kunden über das Unternehmen Deutsche Bahn AG ärgern, kommt oft vor. Bei Führungskräften der Bahn ist dies seltener. Jetzt war es soweit. Rüdiger Grube, mehr als sieben Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, hat sich geärgert. So sehr, dass er gestern hinschmiss.
Man hatte sich an den Namen gewöhnt: Bahnchef Grube. Schon den Herrn Mehdorn kannten viele nur unter dieser Bezeichnung. Der Bahnchef Mehdorn - er hieß übrigens Hartmut - verabschiedete sich 2009 von der DB-Spitze. Als Abfindung erhielt er mehrere Millionen Euro.


Verlustjahr 2015 wirkt nach

Auch Rüdiger Grube muss sich keine Sorgen machen. Wer kann es einem 65-Jährigen in dieser Gehaltsklasse verdenken, wenn er wie ein kleines Kind reagiert, das nicht das bekommt, was es sich erhofft hat? Grubes Trotzreaktion auf das Nur-zwei-Jahre-Angebot des Aufsichtsrats im Hinblick auf seinen Vertrag wird ihm am Ende wie bei Mehdorn vermutlich noch ein paar Millionen Euro bringen.
Dabei war Grube ähnlich wie sein Vorgänger anfangs anerkannt und gut unterwegs. Er hat bei der Bahn vor allem die Weichen für die Digitalisierung gestellt.Was jedoch bis zum Januar 2017 an ihm kleben blieb, ist das Verlustjahr 2015. Das bundeseigene Unternehmen Bahn und ein Milliardenverlust - das schmeckte einigen Aufsichtsräten nicht. Grubes Stern begann zu verblassen.


Nicht der Beste, sondern der Tragbarste

Der nächste Bahnchef - eine mittlerweile vertraute Besonderheit dieses Unternehmens - ist wieder eine politische Entscheidung. Schon Ronald Pofalla wechselte bereitwillig den Sitz im Bundestag für einen Vorstandsposten bei der Bahn. Ob der CDU-Mann nun zum Zug kommt, ist fraglich. Im Wahljahr wird sich der Koalitionspartner SPD wohl nicht auf diese Personalie einlassen, zumal Grube als SPD-nah galt.
Es muss also wieder ein Kompromisskandidat gefunden werden. Nicht der Beste, sondern der Tragbarste. Politik halt, mit Reibungsverlusten wie auf der Schiene.