Nicht nur Bundespräsident Joachim Gauck hat Vorbehalte gegen einen Linken als Regierungschef einer Landesregierung. Denn die Linke ist ob ihrer Herkunft noch lange nicht in der demokratischen Normalität angekommen.

In seiner inoffiziellen Landeshymne hat der Kabarettist Rainald Grebe Thüringen einmal als "Land ohne Prominente" bezeichnet. Sein sarkastischer Befund hat einen wahren Kern, der auch aufs Politische zielt. Seltsam kontur- und farblos beinahe das gesamte Führungspersonal, ob nun im Thüringer Kabinett oder im Erfurter Landtag. Da wundert es kaum, dass der leidlich schillernde Querkopf Ramelow noch am meisten Aufmerksamkeit erzeugt. Ramelow, der Wessi, ehrgeiziger Machtmensch zumal, ist also auf dem Weg zum Landesvater.

Und man darf ihm den Job schon zutrauen. Eben so wie es Kollege Kretschmann für die Grünen in Baden-Württemberg bewerkstelligt. Nur kommt Bodo Ramelow auf die linke Tour, will mit einem rot-rot-grünen Bündnis das Ticket auf das Amt des Ministerpräsidenten lösen. Auch im Jahre 25 nach dem Mauerfall muss das schmerzen. Denn die Linke bleibt, was sie ist: SED-Nachfolgepartei. Trotz West-Importe wie Ramelow oder Klaus Ernst.

Nun kann man einwenden, dass die Linke auch anderswo an Regierungen beteiligt war und ist und sogar Landesminister stellt. Sicher. Einer Regierung vorzustehen, ist jedoch von entscheidend anderer Qualität. Befürworter werden beschwichtigen, Ramelow sei längst ein Pragmatiker wie so viel Linke-Politiker heute. Und die Linke sei sowieso mehr denn je die "CSU des Ostens" und kein Revoluzzerhort. Mag stimmen. Und ist doch Augenwischerei. So lange die Partei ihre problematische Herkunft nicht aufrichtig aufarbeitet und für ihre Vergangenheit einsteht, kann ein Ministerpräsident aus ihren Reihen keine demokratische Normalität sein.