Am Tummelplatz fröhlicher Paare
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
Bamberg, Montag, 10. Juni 2013
Im Supermarkt lässt es sich vortrefflich streiten - da kann es schon mal zum Äußersten kommen.
Schatz?! Als sie das sagt, sieht sie ihn nicht an. Sie vermutet ja hinter seiner bürograuen Fassade kein Geschmeide, auch nicht den sensationellen Fund eines Dino-Zahns oder einer unbekannten Partitur von Richard Wagner. Sie könnte ihn also ebensogut bei seinem Namen nennen oder Heinz oder Ketchup zum ihm sagen, er hört sowieso nicht zu.
Trotzdem sagt sie Schatz, blablablabla und studiert dabei die Etiketten von Dosentomaten oder wasauchimmer. Aber dann sagt sie noch: Schatz, wollen wir am Sonntag grillen? Da wird der Heinzi munter! Fährt schon mal den Wagen vor und packt das Ketchup ein. Und stellt sich höchstpersönlich an der Fleischtheke an, weil, was er auf den Grill wirft, sucht Heinz gern selbst aus.
Einen Gang weiter brüten derweil zwei andere über den Eiern. Ach so, muss erwähnt werden, wo wir uns befinden? Im Einkaufsmarkt natürlich, super oder bio, egal. Tante Emma weniger, da passen sie aus Platzgründen nicht so gut rein zu zweit. Was jetzt nicht heißen soll, dass man bei Tante Emma nicht einkaufen sollte, man sollte unbedingt! Aber das ist eine andere Geschichte.
Hier geht es um Einkaufsmärkte. Den Tummelplatz fröhlicher Paare, die sich je nach Gewohnheit am Tag X der Woche aufmachen. Um, eben, einzukaufen. Echt jetzt? Bloß nicht, sagt eine Freundin, stöhnt und verdreht die Augen. Auf keinen Fall geht sie mit ihrem Mann gemeinsam, weil sie die Diskussionen vermeiden möchte. Die die anderen führen. Die sich beim Einkaufen so herr-z-lich zerstreiten. Regelmäßig. Wir geben mal zurück zu den Eiern.
Hasi, meinst Du, es müssen unbedingt Bioeier sein? Reicht nicht auch Freiland? Sie greift zu, legt die Schachtel in den Wagen. Er holt sie wieder raus. Hast Du die Eier geprüft? Beim letzten Mal hast Du auch eine Schachtel genommen, in der schon ein Ei kaputt war. Mein Kofferraum war deshalb komplett verschmiert. Sie schnappt nach Luft. Wenn Du immer so ruppig um die Kurve fahren musst! Das ist so typisch für Dich. Sogar im Auto bist Du rücksichtslos. Da kocht auch sein Blut. Ich bin rücksichtslos?, fragt er. Du haust mir die kaputten Eier in den Kofferraum und ich bin rücksichtslos? Jetzt ist sie empfindlich.
Es reicht. Sie macht Schluss, mitten im Supermarkt. Bohrt ihm ihren Stöckelabsatz in den Fuß, schlägt ein Ei in das Loch, das sich dort auftut und geht mit Heinz zum Grillen.