Altes Eisen rostet nicht
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Dienstag, 04. Dezember 2012
Wer in Franken eine Seniorenportion bestellt, muss sich mit drei Bratenscheiben und zwei Klößen begnügen. Also genug, um drei Münchner eine Woche sattzukriegen. Entsprechend beliebt sind diese "kleineren" Mahlzeiten auch bei Jüngeren, die sich dafür ausnahmsweise als "Senioren" bezeichnen lassen.
Aber wer ist überhaupt noch alt? Kinder, die heute in Deutschland geboren werden, haben locker 80 bis 85 Jahre vor sich. Dass sich in dieser stetig wachsenden Generation auch mehr Kaufkraft ballt, haben viele Werbetreibende längst erkannt. Und sich doch meist auf Haftcreme und Treppenlifte beschränkt - am Großteil des Publikums vorbei. Denn nie zuvor sah man so viele Grauhaarige in den Fitnessstudios, bewegten sich auch Rentner so spielerisch im Internet wie die so genannten "Silver Surfer" ab 60 Jahren.
Seit kurzem gibt es ein neues soziales Netzwerk, ein "Seniorbook", in dem eifrig über Reisen, Weinverkostungen oder Konzerte diskutiert wird. Alles Themen, mit denen sich auch gute Geschäfte machen ließen. Damit wurde die vom früheren RTL-Programmdirektor Helmut Thoma erfundene "werberelevante Zielgruppe von 14 bis 49" unsinniger als je zuvor. Denn jeder zweite Euro wird inzwischen von Über-50-Jährigen ausgegeben - und sicher nicht nur für Seniorenteller.