Zwei Leben für das Ehrenamt
Autor: Sabine Memmel
Kitzingen, Montag, 04. März 2013
Gunter Kittel und Anton Baum bekamen die Bundesverdienstmedaille verliehen. Beide engagieren sich bereits seit Jahrzehnten: Kittel bei der Lebenshilfe, Baum unter anderem bei der Turngemeinde Kitzingen. An Rückzug denkt keiner der Männer.
Zwei Männer, zwei Verdienstmedaillen, eine gemeinsame Leidenschaft: das Ehrenamt. Gunter Kittel bei der Lebenshilfe Kitzingen, Anton Baum bei der Turngemeinde Kitzingen. Das Ehrenamt hat sie geprägt, begleitet sie fast täglich - seit Jahrzehnten. Und es sind bei weitem nicht die einzigen: Kittel und Baum machen noch viel mehr, engagieren sich wo sie nur können für die Allgemeinheit. Dafür übergab ihnen gestern Landrätin Tamara Bischof die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
"Ich war sehr überrascht und freue mich riesig", sagte Kittel spontan. Er ist seit 1981 Schatzmeister der Lebenshilfe Kitzingen. In dieser Zeit hat er bereits mehrere Projekte begleitet, uner anderem die acht Millionen Euro umfassende Generalsanierung der St.-Martin-Schule in Kitzingen. "Bei umfangreichen Aufgaben und Arbeiten ist Herr Kittel beteiligt und für den Bereich Wirtschaftlichkeit verantwortlich.
Tochter war der Auslöser
Auch bei zahlreichen weiteren Projekten der Lebenshilfe Kitzingen, wie dem Neubau der Frühförderstelle mit einer Bausumme von 1,1 Millionen Euro oder der Planung der Außenanlagen auf dem Gelände der St.-Martin-Schule mit einer Fläche von 1000 Quadratmeter war Kittel maßgeblich beteiligt.
Als Apotheker ist Kittel seit 1995 Pressesprecher im Bayerischen Apothekerverband. Ebenfalls ist er seit der Gründung 2000 Mitglied im Stadtmarketingverein Kitzingen. "Hier konzentriert er sich vor allem darauf, sein Kitzingen lebenswert zu erhalten", meint Bischof. Unter anderem initiierte er die Aktion "Kitzingen leuchtet" und arbeitete an der Umsetzung der seinerseits neuen Weihnachtsbeleuchtung im Kitzinger Stadtgebiet um.
Und das ist noch nicht alles: Seit Jahren erstellt der 74-Jährige auf eigene Kosten einen Kalender mit Kitzinger Motiven, die er selbst fotografierte. Der Erlös geht an die Lebenshilfe Kitzingen.
Etwas für die Allgemeinheit zu tun war Kittel schon immer wichtig. Deswegen kann er auch heute noch nicht verstehen, dass es nicht mehr Menschen gibt, die sich ehrenamtlich einsetzen: "Es gibt so viele Leute, die unendlich viel Wissen haben - aber das liegt brach", ärgert er sich. Auslöser für sein ehrenamtliches Engagement war seine schwerstbehinderte Tochter Katharina: Von 1971 an pflegte er sie gemeinsam mit seiner Ehefrau. 2007 starb sie. Die von ihm und seiner Frau gegründete "Katharina-Kittel-Stiftung" für geistig und körperlich behinderte Menschen soll da greifen, wo Krankenkasse und Staat keine Leistungen mehr bringen.
"Ich kenne Sie als positiv denkenden Menschen, als einen Organisator, der die Dinge anpackt", wendete sich Bischof dann an Baum. Der war ebenfalls überrascht über die hohe Auszeichnung: "Man fragt sich schon, warum einem so eine Ehre zuteil wird", sagt er. Der Sport - insbesondere der damalige Leichtathletikplatz - war und ist seine Heimat, seit seiner Kindheit: "Dort waren Leute, die sich um meine Freunde und mich gekümmert und aufs Leben vorbereitet haben - für den Sport als auch für die Schule. Wir lernten, dass nur Anstrengung und Schweiß zum Erfolg führt ", erinnert sich Baum gerne zurück.
Anton Baum ist seit 57 Jahren Mitglied der Turngemeinde Kitzingen. "Mehr als bemerkenswert waren seine zahlreichen sportlichen Leistungen und Erfolge, die er Anfang der sechziger Jahre mit der Bayerischen Meisterschaft auf der Kurzstrecke krönte", lobte Bischof. Sportlich aktiv war Baum bei Fußball- und Basketballspielen, beim Laufen und beim Tennis. Die Gründung der Tischtennisabteilung des Turnvereins Etwashausen wurde 1976 unter anderem auf seine Initiative hin gegründet.
"Solche Leute braucht die Stadt"
Mehrere Jahre leitete er sie. 1993 wurde der 69-Jährige Vorsitzender des TG Kitzingen - in einer Zeit, in der es auch Schwierigkeiten und Unruhen gab. "Ihnen gelang es jedoch, die Turngemeinde wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen", erinnert sich Bischof. Auch die Jugendarbeit sei ihm stets ein Anliegen gewesen. Nach 16 Jahren trat er als Vorsitzender zurück.
Vorsitzender des Stadtverbandes für Leibesübungen - ein Zusammenschluss der Sportvereine in der Stadt Kitzingen - ist er weiterhin - und das seit über 30 Jahren. Der Verband organisiert die Fußballmeisterschaft, nimmt Sportabzeichenprüfungen ab und bereitet die Sportlehrerhrungen der StadtKitzingen vor. Des weiteren ist Baum noch ehrenamtlich als Kassenwart des Bayerischen Leichtathletikverbands im Bezirk Unterfranen sowie als Kassier des Diakonischen Werkes Kitzingen tätig.
Auch MdL Otto Hünnerkopf würdigte die Geehrten für Ihr jahrzehntelanges Engagement: "Respekt und Dank für das, was Sie in Ihrem Leben gemacht haben." Auch Werner May, 2. Bürgermeister, bedankte sich bei Kittel und Baum: "Macht bitte weiter, solche Leute braucht die Stadt."
Und das machen sie auch. In jederlei Hinsicht. Denn auch im Rentenalter können es beide nicht lassen, weiter zu arbeiten. Kittel in seiner Lamm-Apotheke, Baum kümmert sich inzwischen um die Innenrevision bei einer Privatbank im Allgäu. Und: das Ehrenamt. Das bleibt bei beiden, prägt und begleitet sie auch in den kommenden Jahren.
Wirkungsstätten der beiden Geehrten:
Lebenshilfe Kitzingen 370In der Frühförderung werden jährlich mehr als 300 Kinder mit Behinderung und von Behinderung bedrohte Kinder betreut und gefördert. In der St.-Martin-Schule mit schulvorbereitender Einrichtung sind es zirka 120 Kinder aus Kitzingen und dem Landkreis. Die Lebenshilfe hat 80 Beschäftigte.
TG Kitzingen Mit 1600der größte Verein im Landkreis. Zu seinen Abteilungen gehören heute Aikido, Basketball, Handball, ein Laufteam, Leichtathletik, Radsport, Schwimmen, Tennis, Turnen und Volleyball.