Winter 2014: Das lange Warten auf die Kälte
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 08. Januar 2014
Der Dezember war viel zu warm, der Januar bislang auch. Das hat Folgen für die Pflanzen.
13 Grad Celsius am Heiligabend. 13 Grad Celsius am Dienstagmittag dieser Woche. Was Spaziergänger erfreut, macht den Winzern einen Strich durch die Eiswein-Rechnung. Und im Wald hinterlässt die feuchte Witterung auch schon ihre Spuren.
Eiswein aus Franken? Das wird in diesem Jahrgang wohl nichts mehr werden. Erst die massiven Niederschläge im Herbst, die es den Winzern schwer machten, gesundes Lesegut an den Stöcken zu lassen. Dann das lange Warten auf den richtigen Frost. Minus sieben Grad Celsius sollten es mindestens sein, um Eiswein zu lesen. Besser sind noch kältere Temperaturen, damit die Trauben richtig durchgefroren sind.
"Von diesen Werten waren wir bislang weit entfernt", berichtet Thomas Karl vom Amt für Landwirtschaft in Kitzingen. Dort werden die Witterungsverläufe seit Anfang der 70er Jahre aufgezeichnet. So ein milder Dezember wie 2013 ist selten.
Dennoch: Die wenigen Winzer, die ihre Trauben für die Eisweinlese hängen ließen, haben noch nicht resigniert. "Die fünf oder sechs, die sich bei uns gemeldet haben, haben ihre Bestände noch draußen hängen", berichtet Melanie Krömer vom Fränkischen Weinbauverband. Dazu zählt beispielsweise die Winzergemeinschaft Franken (GWF). "Drei Partien hatten wir hängen lassen", informiert Kellermeister Christian Baumann. "Eine haben wir gelesen." Die anderen beiden Partien hängen zwar noch, doch die Hoffnung, dass sie gelesen werden können, sinkt mit jedem warmen Wintertag. "Bei der Wärme faulen die Trauben rasend schnell zusammen", bedauert Baumann. Selbst wenn die Temperaturen in den kommenden Wochen unter die magische Grenze fallen sollten, hätten es die Lesehelfer schwer. "Die intakten Trauben müssten herausgelesen werden", sagt Baumann.
Ein gesundes Lesegut mit einem sehr geringen Anteil an Botrytis ist auch für Arthur Baumann vom Weinbauring die Grundbedingung für einen fränkischen Eiswein. Die Witterung der letzten Wochen stellt die Winzer jetzt aber vor die Entscheidung: Sofort lesen, um noch eine Trockenbeerenauslese einzuholen - oder weiter warten. "Es hat auch schon im Februar Eisweinlesen gegeben", erinnert Arthur Baumann. Mut macht die Wetterprognose, die ihm vorliegt. "Die Anzeichen verdichten sich, dass es ab dem 16. Januar richtig kalt werden kann."
Frost würde auch den Forstarbeitern gefallen, die derzeit mit dem Holz machen beschäftigt sind. "Die Fahrzeuge sinken ein und hinterlassen ihre Spuren im Wald", sagt Forstoberrat Peter Aichmüller. Bei Frost würden die schweren Maschinen keine Schäden im Wald hinterlassen. Große Sorgen hat Aichmüller deshalb aber nicht. Auch nicht, was die Schädlinge angeht. Es sei sowieso eine Mär, dass sich Schädlinge bei eisigen Temperaturen schwer tun, so Arthur Baumann. "Die lieben kaltes und trockenes Wetter doch viel mehr als dieses feuchte Klima."
Ganz gelassen bleibt Alois Kraus, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, angesichts des bisher milden Winters. "Im Moment haben die Traktoren eh nichts auf den Äckern verloren", meint er. Sollte doch noch ein starker Frost kommen, hätte Kraus einen Wunsch: Schnee. "Der bietet den Wintersaaten doch ein wenig Schutz", erklärt er. "Sonst geht es uns wie 2012." Da hatte der Wintereinbruch lange auf sich warten lassen. Und als die lange Frostperiode kam, gingen etliche Samen kaputt.
Eine Sorge, die auch Thomas Karl umtreibt. Wegen des langen und kühlen Herbstes waren die Landwirte mit den Feldarbeiten im Verzug. Der Winterweizen konnte beispielsweise erst Ende November gesät werden. "Normalerweise sind wir spätestens Anfang November damit fertig."
Jetzt stehen die Pflanzen im Saft und wachsen. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Und nicht ungefährlich. Ein später Wintereinbruch wie 2012 und es könnte problematisch werden. "Dann erfrieren diese Pflanzen leichter", erklärt Karl.