Druckartikel: Wie lange geht es mit dem Geiselwinder Fasching noch weiter?

Wie lange geht es mit dem Geiselwinder Fasching noch weiter?


Autor: Rainer Fritsch

Geiselwind, Dienstag, 12. Februar 2013

Das Interesse am Geiselwinder Fasching nimmt immer weiter ab. Mit dem heutigen Umzug war ein Tiefpunkt erreicht.
Stefan Rückel führt die kleine Schar Geiselwinder Narren durch den Ort an.  Fotos: rf


Ein genaues "Geburtsdatum" lässt sich derzeit nicht ermitteln, aber so viel weiß Stefan Rückel: Seit über 50 Jahren gibt es einen Faschingsumzug in Geiselwind. Doch der Umzug ist in die Jahre gekommen. Er schwächelt und hat deutlich an Substanz verloren. Dringend nötig wäre eine Art "Frischzellenkur".
Mit dem gestrigen Umzug scheint der Tiefpunkt des Geiselwinder Faschingsumzugs erreicht zu sein, denn noch nie gab es so wenige Teilnehmer. Nur noch rund 30 Kinder, dazu zehn Musiker der Steigerwaldkapelle Geiselwind und noch etwa 30 bis 40 Erwachsene folgten Stefan Rückel, der als Stelzenmann den Zug anführte. Nach seinen Worten fehlten dieses Mal noch drei Gruppen, die sonst ein fester Bestand des Umzugs waren: das Männerballett (von den zwölf Mitgliedern mussten einige arbeiten oder spielten in der Kapelle mit), die Landfrauen (ein Todesfall verhinderte ihre Teilnahme) und die Kindertanzgruppe von Andrea Kraus.
Andrea Kraus ist in der Theatergruppe engagiert und trainiert das Männerballett, bei dem auch Stafan Rückel aktiv ist. Da der Fasching heuer so kurz ist, fand sie keine Zeit nach den Theateraufführungen noch eine Kindertanzgruppe aufzubauen.
"Motivwagen gibt es beim Umzug schon seit einigen Jahren nicht mehr", erklärte Stefan Rückel. "Dafür müssten sich die örtlichen Vereine mehr engagieren."
Rückel hätte schon Ideen, wie man dem Umzug wieder mehr Leben einhauchen könnte. Nach seinen Worten müsste eine Art "Faschingsverein" gegründet werden. Mit Isolde Nickel, der Frau von Bürgermeister Ernst Nickel, hat er in den letzten Jahren schon öfters darüber geredet, doch ist bisher noch kein greifbares Ergebnis daraus entstanden.

Eine Art Landkreis-Umzug?

"Es wäre phänomenal, wenn sich die 16 Ortsteile von Geiselwind, nach Art des Landkreis-Faschingsumzugs, am Umzug in Geiselwind beteiligen würden", sagt Stefan Rückel. Bisher fand dieser Vorschlag aber auch noch keinen Anklang.
"Der Fasching lässt allgemein in Geiselwind immer mehr nach", stellte auch Werner Feuerlein fest, der in der Blaskapelle die große Pauke schlägt. Beim Rosenmontagsball war der Saal nur etwa zur Hälfte besetzt. Mit dem Männerballett hat Geiselwind auch nur eine Gruppe, die sich im Fasching größer engagiert.
Die zwölf Aktiven hatten heuer drei Auftritte in Geiselwind und einen im 180 Kilometer entfernten Östringen bei Sinsheim. Dort nehmen sich die Leute zwei Wochen Urlaub, um ausgiebig Fasching zu feiern, erklärte Stefan Rückel, der heuer auch als Büttenredner in Geiselwind aktiv war.
Da es in Geiselwind anscheinend zu wenig Narren gibt, muss man diese von auswärts holen. Fündig wurde Rückel dabei in der katholischen Kirche. Geiselwind hat zwar derzeit keinen Pfarrer, trotzdem gab es aus katholischer Sicht Beistand im Fasching. Beim Fasching des Sportvereins war Diakon Jörg Kornacker aus Iphofen als Büttenredner aktiv und am letzten Sonntag hielt der Schlüsselfelder Pfarrer Erhard Schupp seine Predigt in Geiselwind in humorvollen fränkischen Reimen.
Trotz des kleinen Rahmen des diesjährigen Faschingsumzugs war die Stimmung der Teilnehmer gut und nach ihren Worten sollte der Umzug auch weiterhin statt finden. Nach dem Umzug durch den Ort gab die Kapelle unter der Leitung von Fritz Hofrichter noch ein kleines fröhliches Standkonzert, ehe es zum Kinderfasching ins Gasthaus "Zur Krone" ging.