Druckartikel: Wie ein Christ mit dem Aberglauben umgeht

Wie ein Christ mit dem Aberglauben umgeht


Autor: Elli Stühler

Kitzingen, Samstag, 05. Januar 2013

Pfarrer Nawi Philip aus Papua-Neuguinea lebt seit zweieinhalb Jahren im Dekanat Kitzingen. Den Geisterglauben in seiner Heimat sieht er kritisch.
Pfarrer Nawi Philip. Foto: Elli Stühler


"Wir sind Christen, wir glauben nicht mehr an Götter und Geister", ruft fast beschwörend der evangelische Pfarrer Nawi Philip bei einem Bibelgespräch der Stadtkirche im Paul-Eber-Haus den Zuhörern entgegen. "Wir sind Christen" betont er noch einmal - eine grundlegende Aussage, die über allem steht, was er an diesem Abend seinem Publikum über "Zauberei, Hexerei und christlichem Glauben" sagt. Und es wird immer wieder spürbar, was ihn unterscheidet von denen, die den Geistern folgen.

"Hier in Deutschland halten mich die Leute für verrückt, wenn ich von Geistern rede, aber die Menschen in Papua-Neuguinea sehen das anders", erzählt Pfarrer Nawi Philip, der mit seiner Familie seit zweieinhalb Jahren im Kitzinger Dekanat und seit einem Jahr in Kitzingen lebt.


Von hier aus besucht er Gemeinden und Einrichtungen im gesamten nordbayerischen Raum und nimmt an Tagungen und Begegnungen der bayerischen Landeskirche in Neuendettelsau teil.
"Man soll den Glauben an die Geister nicht erhöhen - das ist gefährlich", sagt er. Pfarrer
Philip findet es interessant, dass sich im gesamten, umfangreichen Archiv des Missionswerkes - heute "MissionEine Welt" in Neuendettelsau - kein einziger Bericht über den Geisterglauben findet und sieht damit bestätigt: "Man kann nicht Gott dienen und von anderen Göttern reden oder gar an sie glauben."

Böse Geister bringen Krankheit

Bevor die Missionare kamen, glaubten die Menschen in Papua-Neuguinea, dass es andere Götter gibt. Auch heute noch hält sich dieser Glaube hartnäckig. Vor allem, wenn Krankheiten nicht geheilt werden können, oder bei plötzlichen Todesfällen existiere in manchen Gegenden noch dieser Geisterglaube, der die Menschen schnell mit bösen Geistern in Verbindung bringe, erzählt der Pfarrer.
Die Menschen in Papua-Neuguinea tanzen sehr gerne. Viele Rituale und auch manche Tänze haben mit Geistern zutun. Dabei wird der Geisterglaube zwar nicht propagiert, er wird ganz einfach als existent beschrieben.
"Auf Häusern und Zäunen sind Spitzen angebracht, welche die Geister abwehren sollen. Der Kopfschmuck eines Einheimischen auf einem Bild, das Pfarrer Philip auf seinem Laptop vor Augen hält, zeigt ein Reptil mit zwei Köpfen - eindeutig ein Hinweis darauf, dass der Geisterglaube noch aktuell und lebendig ist.
"Wenn wir in Papua-Neuguinea über Land, Nahrung oder Wasser sprechen, dann hat es immer mit Ahnen und Geistern zu tun. Die Menschen fühlen sich nie allein, sondern immer von Geistern umgeben". Dabei ist der christliche Glaube in der Heimat von Pfarrer Philip inzwischen seit 126 Jahren bekannt. Der Missionar Johann Flierl gründete dort 1886 eine Missionsstation.

Aberglauben gibt es auch bei uns

"Auch bei uns finden sich trotz vieler Jahre Christentum immer noch Ängste, die den bösen Geistern eine große Macht zutrauen", erzählt eine Zuhörerin in der anschließenden Diskussion: "Wenn Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt Blumen, die ihnen geschenkt wurden, nicht mit nach Hause nehmen, aus Angst, sie würden Unglück bringen". Schnell wird im Gespräch deutlich, dass der Glaube an Geister durchaus auch hier anzutreffen ist. "Wir nennen es Aberglauben, aber eigentlich ist es nichts anderes als Geisterglauben", sagt ein anderer Besucher des Bibelgesprächs. Pfarrer Philip, dessen Großvater der erste getaufte Christ in seiner Region gewesen ist, habe durch seinen Glauben gezeigt, dass er ohne Angst allein die Wege gegangen sei, die sonst niemand ohne Begleitung ging. Die Menschen hätten dann staunend und voller Anerkennung gesagt, er habe die Kraft dazu vom Heiligen Geist bekommen.

In der regen Aussprache kam die Frage auf, ob Zauberer oder Hexen auch manchmal gute Kräfte hätten. Dies verneint Pfarrer Philip. Sie haben in seinen Augen zwar eine reale Kraft, "aber das ist immer eine böse Macht. Zauberer und Hexen bewirken nie Gutes und sie heilen nie."

Neben den Zauberern sind auch Heiler tätig. Diese würden unterschiedlich beurteilt. "Kirchenvorsteher gehen nicht zu den Heilern, bestenfalls zum Medizinmann, der Heilpflanzen verwendet". Wo es möglich sei, gingen Mitglieder der christlichen Gemeinde ins Krankenhaus. Das sei aber sehr teuer und viele können es sich nicht leisten, berichtet er. Und wenn das Krankenhaus auch nicht helfen kann? Nicht selten liegen die Ursachen für Krankheiten und Leiden im zwischenmenschlichen Bereich. "Manchmal kann auch die Versöhnung ein Schritt zu Heilwerden sein", so Pfarrer Philip.