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Werner Knaier Abschied: Unerwartet auf einen neuen Weg gezwungen


Autor: Andreas Stöckinger

Wiesentheid, Freitag, 17. April 2020

Inzwischen hat sich die Enttäuschung bei Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier etwas gelegt, dass er seinen Arbeitsplatz im Rathaus zum 1. Mai räumen muss.
Abschied mit Wehmut: Nicht nur den Blick aus dem Fenster im Büro des Bürgermeisters wird Werner Knaier demnächst vermissen.


Denkbar knapp, mit einem Unterschied von nur zwölf Stimmen , verlor der bisherige Amtsinhaber für viele überraschend gegen seinen Herausforderer Klaus Köhler. Mit Knaier stellte die CSU erstmals von 2008 an den Bürgermeister in Wiesentheid.

Die ersten Tage nach der verlorenen Wahl seien schwierig für ihn gewesen, gibt er zu. Mittlerweile sehe er in der Niederlage für sich auch die Chance, etwas Neues zu beginnen und ruhigere Zeiten zu haben: "Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt", sagt er.

Kommunalwahl bringt Knaiers Plan durcheinander

Beruflich habe er mehrere Optionen, in welche Richtung es letztlich gehe, wolle er offen lassen, so der promovierte Jurist. Knaier verzichtete auch auf sein Mandat als Gemeinderat, obwohl er auf der CSU-Liste die meisten Stimmen bekam. Nur im Kreistag wird er vertreten sein.

Sein Plan ist nach dem 15. März durcheinander geraten. Die nächsten sechs Jahre bis zu seinem 60. Geburtstag hätte er auf jeden Fall noch als Gemeindeoberhaupt weitermachen wollen, verrät Knaier. Denn Bürgermeister zu sein, sei für ihn "nicht nur Beruf, sondern Berufung gewesen. Das war ich zu 150 Prozent, auch an den Wochenenden."

Nicht selten brannte noch spätabends Licht in seinem Büro im ersten Stock des Rathauses. Für Knaier sei es auch Ehrensache, dass er bis zum letzten Tag arbeiten und nicht etwa den Resturlaub nehmen werde, der ihn noch zustünde. Er habe bis dorthin noch einige Baustellen abzuarbeiten: "Ich will die Gemeinde in ordentlichem Zustand hinterlassen."

Abgestraft, ohne die genauen Gründe dafür zu kennen

Knaier sieht sich als Opfer eines Zeitgeistes, einer "voreiligen populistischen Meinungsbildung". Die sozialen Netzwerke würden ihren Teil dazu beitragen, kritisiert der 54-Jährige. Die Leute gingen "mit Halbinformationen auf die Barrikaden, anstatt sich erst einmal richtig schlau zu machen". Die Leistung, die einer erbringe, stehe dadurch weniger im Fokus.

Er fühle sich abgestraft, die Gründe kenne er aber nicht. Beim Blick auf den Gemeinderat moniert Knaier, dass von einigen "in den letzten Jahren nicht mit offenen Karten, sondern im Hintergrund und immer gegen den Bürgermeister gespielt wurde".

Große Fehler, die er gemacht habe, könne er in seiner Amtszeit nicht erkennen. Dabei gab es manchen umstrittenen Punkt in Knaiers Zeit als Ortsoberhaupt. Es begann vor nahezu zwölf Jahren mit der Diskussion um die Biogasanlage eines Landwirts, erinnert sich Knaier. Letztlich entstand sie in Reupelsdorf , deren Abwärme heute als Vorzeigeprojekt eine Gärtnerei, das Gymnasium und ein Wohngebiet im Markt beheize.

Salatzucht als großer Aufreger im Jahr vor der Wahl

Der nächste kritische Punkt folgte 2014 mit der Suche nach einem Standort für eine neue Kinderkrippe in Wiesentheid. Viel Gegenwind gab es damals, ein Bürgerbegehren stand im Raum. Letztlich habe man in der Frage richtig gehandelt, meint Knaier. Das zeige sich nun, wo die neu geschaffene Krippe erweitert werden müsse.

Dritter großer Aufreger war der geplante Bau einer Salatzucht . Bei der "Salatfabrik" wurde Knaier eine zu zögerliche Haltung vorgeworfen, er sei eher dafür, anstatt das Ganze von vorne herein kategorisch abzulehnen. Er sieht die jetzige Lösung mit der Konzentrationsfläche als diejenige, mit der man auch hier richtig gelegen habe. Er weiß, dass manches wie die teure Toilette an der Mauritiuskirche oder die umstrittenen Parkplätze entlang des Schlossparks für Unmut sorgte. 

Viele Kommunen im Umkreis hätten Wiesentheid bewundert. Dort gehe es voran, habe man ihm oft bestätigt, sagt Knaier. Planen und Organisieren habe ihm Spaß gemacht. In den zwölf Jahren seiner Amtszeit habe er vieles eingeleitet oder fertig gebracht. Er verweist darauf, dass mehr als 40 Millionen Euro investiert wurden, über die Hälfte davon kam aus Zuschüssen.

Knaier hätte gerne einige Projekte zu Ende gebracht

Ideen für den Ort hätte Knaier noch einige gehabt. Gerne hätte jene Projekte zu Ende gebracht, die er zuletzt angeschoben hat, zum Beispiel die Sanierung und der Ausbau der Nikolaus-Fey-Schule, die Kläranlage oder die Fortsetzung der Entlastungsstraße.

Mit diesen Themen wird er sich künftig nicht mehr beschäftigen. Schließlich werde es nicht leichter zu regieren. Als Spielverderber will Knaier nicht da stehen: "Ich bin gespannt, wie es kommt und werde von außen auf den Gemeinderat und meinen Nachfolger schauen." Sollte dabei sein Rat gefragt sein, werde er sich dem nicht verweigern.