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Wenn Bilder durch Kopf und Herz wandern


Autor: Frank Weichhan

Kitzingen, Donnerstag, 03. Mai 2018

Die neuen World-Press-Ausstellung in Amsterdam hatte einen Ehrengast: Axel Weiß aus Obernbreit. Er gewann die Reise bei der Schau der besten Pressebilder in Kitzingen.
Axel Weiß, Gewinner des Wettbewerbs „Mein Lieblingsfoto“ durfte nach Amsterdam reisen.


Axel Weiß aus Obernbreit gewann in diesem Jahr den Wettbewerb „Mein Lieblingsbild“ bei der World-Press-Ausstellung in Kitzingen. Sein Preis: Er durfte nach Amsterdam fahren und dort den Start der neuen Ausstellung miterleben, die dann Anfang 2019 nach Kitzingen kommt. Der 60-jährige Pädagoge, Grafik-Designer, Maler und Musiker arbeitet seit 15 Jahren als Lehrkraft am Gymnasium Wiesentheid und illustriert seit etwa 30 Jahren freiberuflich mehrere Sachbücher – vornehmlich aus dem Bereich Pädagogik und Philosophie.

Wie oft haben Sie schon die World-Press-Ausstellung in Kitzingen in den vergangenen Jahren besucht? Axel Weiss:

Ich schätze, etwa zehn Mal – in den vergangenen Jahren.

Was sagen Sie generell zu der Ausstellung? Weiss:

Generell würde ich diese Ausstellung als großen Gewinn für Kitzingen bezeichnen, denn sie liefert allen Besuchern einen außergewöhnlichen Blick in viele sonst unsichtbare beziehungsweise kaum wahrgenommene Ecken dieser Welt.

Für welche Aufnahme haben Sie sich bei der Aktion "Mein Lieblingsbild" entschieden? Weiss:

Das Syrien-Bild von 2017, es zog mich unmittelbar in seinen Bann. Es vermittelt neben der grausamen Kriegswirklichkeit auch menschliche Erhabenheit und Hoffnung, die in der aktuellen Mediensituation vielleicht manchmal ein wenig zu kurz kommt.

Wie groß war der Luftsprung, als Sie von dem Gewinn erfahren haben? Weiss:

Als ich spontan dem Aufruf zu einer persönlichen Bildbeschreibung eines der in Kitzingen ausgestellten Fotos folgte, hatte ich eigentlich nicht mit einer ernsthaften Reaktion der Jury gerechnet. Die Erinnerung an die Teilnahme war bereits im Alltagsgeschehen untergegangen, als mich die Nachricht der gewonnenen Reise zum diesjährigen World Press Foto Festival nach Amsterdam erreichte. Natürlich war die Freude dementsprechend groß.

Der Abstecher nach Amsterdam war . . . Weiss:

. . .wunderschön und nachhaltig. Die Fülle herausragender Bildkunstwerke in der Ausstellung in der ,Nieuwe Kerk‘ in Amsterdams Stadtmitte wandert einem noch eine gute Weile danach durch Kopf und Herz, wärmend und auch schockierend. Amsterdam selbst ist eine sympathische, vibrierende und außergewöhnliche Stadt.

Wie lief die Vorstellung der neuen Ausstellung? Weiss:

Zwei Tage lang konnte man den unterschiedlichen und spannenden Erzählungen der Referenten auf dem World Press Photo Festival lauschen, stets mit Humor und Hintergrundinformationen angereichert. Die teilweise sehr aufwändigen Projekte erforderten einen enormen Einsatz in vielerlei Hinsicht. Am Ende jeder Vorstellung gingen die Fotografen in Podiumsdiskussionen und Gesprächen mit dem Publikum tiefer in die Sphäre ihres Metiers und ihrer speziellen Ideen hinein. Es fällt schwer, hier irgendeine Bewertung in irgendeiner Form vorzunehmen, da alle Preisträger erwartungsgemäß auf einem sehr hohen Niveau gearbeitet hatten.

Was hat Ihnen besonders gut gefallen? Weiss:

Exemplarisch möchte ich nur ein Beispiel aus der Kategorie ,Environment‘ herausnehmen und kurz auf die Arbeit des Niederländers Kadir von Lohuizen eingehen, der seit 2016 dokumentiert hatte, wie unterschiedlich Gesellschaften mit ihrem Abfall umgehen und welche Konsequenzen das für die Bevölkerung hat. Dazu besuchte er die Großstädte Jakarta, Tokyo, Lagos, New York und natürlich Amsterdam. Er verglich die Müllsituation vor Ort aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Botschaft klingt einfach: Wir müssen viel mehr gute Ideen und großzügige Mittel in zukunftsorientierte und wirklich nachhaltige Problemlösungen investieren als bisher, vor allem natürlich in solchen hoch konzentrierten Problemzonen, um künftige Katastrophen für die physische und psychische Gesundheit sowie das soziale Zusammenleben zu vermeiden. An dieser eher unspektakulären aber höchst dringlichen Erkenntnis führt nach seinen Ausführungen wohl kein Weg mehr vorbei.

Was sagen Sie zu den neuen Bildern? Weiss:

Es sind wie immer zweifellos sehr bewegende und künstlerisch herausragende Arbeiten. Mein persönlicher Fokus lag auf den weniger signalhaften, aber dafür mehr sozialkritischen und gesellschaftlich relevanten Fotoarbeiten.