Weintourismus braucht neue Impulse

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Alle zwei Jahre findet in Iphofen das "Internationale Weintourismus-Symposium" statt. In diesem Jahr ging es um Wein und Gastronomie. Matthias Schäfer hat vieles bereits umgesetzt.

Nachholbedarf in Sachen "Weintourismus" hätten die Winzer und Gastronomen der Region sicher nicht, betonte Dr. Hermann Kolesch, Vizepräsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, am Rande des 5. Internationalen Weintourismus-Symposiums in Iphofen. "Wir dürfen aber auch nicht träge werden und müssen vor allem weiterdenken."

Zusammen mit dem Fränkischen Weinbauverband und dem Tourismusverband Fränkisches Weinland lud Kolesch ganz bewusst Experten aus anderen Weinbauregionen ein, um neue Impulse für den Weintourismus an die touristischen Leistungsträger in Unterfranken weiterzugeben.

So referierten am gestrigen Mittwoch Ernährungswissenschaftler, Verleger, auf Weinbetriebe spezialisierte Innenarchitekten sowie Veranstaltungsmanager aus Österreich, Südtirol und Baden-Württemberg über viele Facetten des Themenkomplexes "Gastronomie und Wein". Große futuristische Trends über die Restaurants der Zukunft bot dabei einzig Willy Faber, Herausgeber des "Gastronomiereports". Allerdings erinnerten seine Vorschläge eher an die Kulisse eines Science-Fiction-Filmes als an einen Planungsentwurf für Gastronomen unserer Tage. Praktikable Impulse setzten andere.

Foodexpertin Hanni Rützler aus Wien zeigte angesichts der "Entsinnlichung des Alltags" den Trend zum Genuss-Reisen. "Viele Ihrer Kunden können nicht mehr kochen", erinnerte die Ernährungswissenschaftlerin. "Sie genießen aber das Zuschauen und Entdecken". Auf diesem Feld gebe es für Gastronomen und Winzer viele Möglichkeiten. "Helfen Sie Ihren Gästen außerdem, Qualitäten zu unterscheiden". Rützler prägte den Begriff des "Gastrosophs", der seinen Gästen die Fragen "Woher kommt´s?" und "Welche Qualität ist dahinter verborgen?" erklären kann.

Bis ins Detail geplant

Matthias Schäfer kann man getrost als "Gastrosoph" bezeichnen. Der Inhaber des "Gasthauses zur Krone" in Escherndorf hat den 80 Jahre alten Gasthof zu einem Genusstempel umgestaltet, für den Touristen einen Kurzurlaub in die Region buchen. Er hat in Planung und Ausgestaltung bereits viel von dem umgesetzt, was jetzt in Iphofen gefordert wurde. So hat er "die Krone" gemeinsam mit dem auf Weinrestaurants spezialisierten Würzburger Architekturbüro Reinhard May entwickelt. "Der Wein ist der Hauptdarsteller in unseren Räumen", betont der Sommelier. Und wirklich: An jeder Wand und in jeder Ecke des Raumes ist Wein erlebbar.

Kein Platz für Zufälle

"Wir haben auf Bilder an den Wänden verzichtet", erzählt Schäfer. Stattdessen ist die Wand das Bild. Dort hängen Rebstöcke oder sie verbergen sich schemenhaft gemalt auf grünen Flächen. Weinflaschen schweben über manchen Bänken. Nichts in der Gestaltung überlässt Schäfer dem Zufall, auch nicht die Gegenstände im Raum. "Der Kühler hier ist bewusst aus Glas", erklärt er. "Man soll das Eis darin auch sehen können". Das Licht spiegelt sich darin wie im gesamten Raum.

Ein Gastrosoph kennt Geschichten rund um den Wein. Schäfer kann sie erzählen. Das beginnt in seinen Speisekarten, die auf jeder Seite mit philosophischen Gedanken gewürzt sind, die zu den Speisen und zum Wein passen. Alle sechs Wochen wechselt Schäfer die Gerichte aus. "Jedes Gericht wird im Vorfeld einmal gekocht", erklärt er, "und mit dem dazu passenden Wein getestet". Erst dann kommt es auf die Karte.

Weine ausschließlich aus dem Ort

Fränkische Weine bietet er ausschließlich aus Escherndorf an. "Ich will, dass man Escherndorf im Wein kennen lernt", sagt er und baut bewusst auf die Region.

"Wir sind eine anonyme Gesellschaft geworden", bedauert er und kommt damit der Ernährungswissenschaftlerin aus Iphofen sehr nahe. "Ich möchte das Gesicht hinter jedem meiner Produkte kennen". Schäfer will nicht Masse, sondern Klasse, alles aber bodenständig und trotz hoher Qualität nicht abgehoben. Anspruchsvoller seien die Kunden geworden. "Der Gast merkt es, wenn der rote Faden nicht von vorn bis hinten reicht. Wenn einer der Pfeiler aus Service, Küche, Wein und Ambiente wackelt, fällt alles zusammen", mahnt er. "Man kann Gastronomie nicht nebenher machen".

Den Referenten aus Iphofen sprach Schäfer damit aus der Seele. "Wir müssen organischer werden." So klingt dies bei Dr. Hermann Kolesch. "Nicht nüchtern und kühl, sondern offen und erlebbar".

Der Vizepräsident der LWG blickt positiv in die Zukunft. Was er sich wünscht, formulierte Iphofens Bürgermeister Josef Mend in seiner Eröffnungsrede. Er sieht den Weintourismus an der Schwelle zur nächsten Dimension: "In Iphofen wäre diese nächste Dimension die Realisierung eines gesamtfränkischen Weinerlebniszentrums". Franken könne damit deutschlandweit die Spitze des Weintourismus erklimmen.