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Weinkönigin verabschiedet sich von der Krone


Autor: Julia Volkamer

Fahr, Montag, 11. März 2013

Am Dienstagabend entscheidet sich, wer die Nachfolgerin der Fränkischen Weinkönigin Melanie Dietrich wird. Der richtige Zeitpunkt, um das Jahr einmal Revue passieren zu lassen.
Melanie Dietrich muss sich am Dienstagabend von ihrer Krone verabschieden. Foto: Riegler


Traurig wirkt Melanie Dietrich wirklich nicht. Wie auch. Die 21-Jährige aus Fahr ist ein echter Sonnenschein. Heute Abend wird sie aber bestimmt trotzdem das ein oder andere Tränchen von der Wange wischen. Schließlich endet ihre Amtszeit als Fränkische Weinkönigin und sie gibt die Krone an Julia Dürr aus Bullenheim, Mona Fröhling aus Eibelstadt oder Marion Wunderlich aus Tauberrettersheim weiter. Im Gespräch mit der Kitzinger verrät sie, warum sie gerne mit einer der Drei getauscht hätte, ob Arthur Steinman ein guter Beifahrer und wieso ein Abend an einer Hotelbar in Würzburg zu ihren persönlichen Highlights des letzten Jahres gehört.

Sie sind vor dem großen Abschluss noch einmal richtig im Stress - ist der Dienstag denn auch wirklich ein Endpunkt für Sie?
Melanie Dietrich: Eigentlich nicht so richtig. Ich werde ja auch als Weinprinzessin in Fahr noch abgekrönt - im Moment habe ich noch beide Kronen zu Hause. Die Wahl der neuen Fränkischen Weinkönigin ist noch nicht so richtig der Endpunkt. Wenn dann aber der 20. April und der Abend in Fahr kommt, dann werde ich wirklich sagen: Das war jetzt meine Zeit als Hoheit, jetzt ist alles vorbei. Von daher ist es jetzt vor allem schön, diese Veranstaltung und die Wahl der neuen Weinkönigin mitzuerleben.

Wie fühlt sich das an? Sind Sie aufgewühlt oder erleichtert oder traurig?
Ich habe das Gefühl, dass alles ein bisschen mit reinspielt. Letzte Woche hatte ich die Gala-Weinprobe im Bürgerspital, bei der ich die Amtszeit schon einmal habe Revue passieren lassen und eine Präsentation gezeigt habe, und ich muss sagen, dass das schon sehr emotional war. Da habe ich mir dann schon gedacht: Jetzt heißt es Abschied nehmen, so schnell ist ein Jahr vorbei. Auf der anderen Seite freue ich mich jetzt auch schon sehr auf mein Mathematikstudium, das jetzt zwei Semester ruhen musste. Da steht momentan die Freude im Vordergrund und die Situation ist für mich nicht ganz so schlimm.

Was sind Ihre Gedanken, wenn Sie das Jahr noch einmal an sich vorbeiziehen lassen? "Einfach klasse" oder "wahnsinnig anstrengend"?
Negativpunkte gibt es eigentlich keine. Ich habe so viele unheimlich schöne Veranstaltungen erlebt, auf denen ich echte Freundschaften geschlossen habe und immer sehr herzlich empfangen wurde - ich habe mich wirklich wie eine echte Königin gefühlt. Zum Beispiel habe ich einmal erwähnt, dass ich Bayern-Fan bin, und dann bekam ich ein Trikot mit Original-Unterschrift von Bastian Schweinsteiger. Das sind solche kleinen Dinge, die natürlich im Gedächtnis bleiben. Ich will mich auf jeden Fall auch weiterhin mit den Leuten treffen, die ich kennengelernt habe, zum Beispiel mit den Gästeführern, mit denen ich in China war. Wir haben ausgemacht, uns bald zu treffen und chinesisch essen zu gehen. Ich habe einfach tolle Bekanntschaften gemacht, viele Persönlichkeiten wie Angela Merkel oder Joachim Gauck, Alfred Schubeck oder Uli Hoeneß getroffen. Bin bei den Bayreuther Festspielen auf dem Roten Teppich gelaufen und habe beim Newcomer-Contest in Würzburg die Band Silbermond getroffen - und mein erstes Konzert, auf dem ich war, ist ein Silbermond-Konzert gewesen. Dann war da noch der Abend mit der Band und Jörn Schlönvoigt (Schauspieler in der Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", Anm. d. Red.), als er mich gefragt hat, ob ich nicht an der Bar noch einen Frankenwein mit ihm und seiner Crew trinken und ein bisschen plaudern wolle - scheinbar fand er mich ganz sympathisch (grinst). Von daher war das Jahr "einfach klasse".

Und beim Plaudern haben Sie dann den Frankenwein noch weiter gepriesen?
Naja, die haben gleich gesagt: "Wir bestellen Frankenwein, wenn wir schon mal eine Fränkische Weinkönigin da haben". Ich musste da gar nicht mehr viel machen. Er hat ihnen auch so geschmeckt.

Aber wenn die Gäste eine Präsentation gewollt hätten, wäre das bestimmt kein Problem gewesen. Auf welchem Feld haben Sie denn am meisten dazugelernt?
Auf jeden Fall im Bereich des Weines, da habe ich mir viel Fachwissen angeeignet. Aber ich glaube, dass ich vor allem in meinem Auftreten gereift bin. Ich war zwar schon immer in sehr kommunikativer Mensch (lacht), aber wenn es um Dinge geht wie "Wie stelle ich mich auf die Bühne, wie rede ich, wie präsentiere ich mich, wie schaue ich in die Kamera" habe ich schon sehr viel dazugelernt. Es ist kein Problem, mal einen Abend zu moderieren - klar fehlt da noch ein bisschen die Routine - aber man kann schon mal vor Publikum sprechen. In diesem Bereich habe ich wohl am meisten gelernt. Das wird mir später bestimmt auch nutzen - ich will ja Lehrerin werden, und da muss man auch selbstbewusst vor der Klasse stehen und überzeugend rüberkommen. Ich selbst nehme es nicht so wahr, aber ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass ich viel reifer und erwachsener geworden bin.

Sie hatten bei Ihrer Wahl zur Fränkischen Weinkönigin keine Gegenkandidatin, heuer haben wir drei Kandidatinnen. Inwiefern haben Sie das zu spüren bekommen - obwohl sie die Aufnahmekriterien ja ebenso erfüllen mussten wie alle anderen?
Also am Anfang habe ich das schon zu spüren bekommen - es war ja Wahnsinn, als das durch die Presse ging, was da alles auf mich zukam. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich wurde da von einem auf den anderen Tag ins kalte Wasser geschmissen. Wenn ich jetzt sehe, wie die drei Kandidatinnen das erleben, die ganze Vorbereitungsphase, dann denke ich, dass es mir so auch lieber gewesen wäre und mir besser gefallen hätte. Ich habe die Drei ja schon persönlich kennen gelernt und muss sagen, dass sie alle sehr stark sind. Sie sind fachlich sehr stark und können gut reden. Ich glaube, es kommt wirklich auf die Tagesform an und vielleicht ein bisschen auf die Fragen. Ich würde mir wirklich schwer tun. Auf jeden Fall werde ich meine Krone sehr gerne an eine von ihnen weitergeben. Bei mir war es eben anders, und ich musste damit umgehen lernen. An der Krönungsfeier hatte ich genauso drei Standardfragen und Publikumsfragen zu beantworten wie es auch bei einer Wahl gewesen wäre. Ich war schon auch recht angespannt an diesem Tag. Danach hat mich aber niemand mehr darauf angesprochen, wie ich die Krone bekommen habe.

Scheinbar haben Sie Ihre Sache ja ganz gut gemacht?!
Ja, danke, ich denke schon. Ich möchte auch ganz gerne in diese Richtung weitermachen, mal eine Weinprobe halten oder einen Abend moderieren oder Führungen machen.

Für die Wahl zur Deutschen Weinkönigin hat es dann aber doch nicht gereicht. War das ein Punkt, an dem Sie sehr niedergeschlagen und traurig waren?
Ich habe gleich gemerkt, dass sehr starke Kandidatinnen dabei sind. Wirklich sicher, dass ich weiterkomme, war ich auf jeden Fall nicht. Aber ich habe mir gedacht, ich gebe mein Bestes, und dann kann ich es auch schaffen. Als ich ausgeschieden war, habe ich es im ersten Moment auch ganz locker genommen. Dann kamen aber die Funktionäre und Medienvertreter aus Franken an und meinten: "Das gibt's doch gar nicht, dass Du so ruhig bleibst, obwohl Du nicht weiter bist". Als ich dann aber richtig drüber nachgedacht habe, hat mich das emotional schon mitgenommen - auch weil so viele Fahrer zur Unterstützung dabei waren. Es konnte mir aber keiner so richtig sagen, ob und was ich falsch gemacht habe. Es gibt einfach viele Kriterien, unter anderem eben auch, dass die Familie ein Weingut hat, dass man Winzerin ist. Und das bin ich nun mal nicht. Ich sage immer, es hat so sein sollen. Aber ich hatte deswegen keinen Tiefpunkt, und diejenige, die es geworden ist, hat es auf jeden Fall verdient.

Dann wären Sie vielleicht noch mehr unterwegs gewesen als ohnehin schon. Wie ist denn der Freundeskreis und die Familie damit zurecht gekommen, dass Sie ständig weg waren? Und wie war es dann, wieder daheim zu sein?
Das wussten wir ja von Anfang an, damit mussten sie alle einfach leben. Klar, gerade meine Eltern habe ich manchmal schon gestresst, wenn ich meiner Mutter einen Berg voller Wäsche mitgebracht habe und das bis zum nächsten Tag wieder frisch sein sollte. Oder wenn schnell etwas zu Essen her musste, weil ich eine halbe Stunde später schon auf einem Termin erscheinen sollte. Aber ich bin auch immer wieder gerne heimgekommen. Wenn ich mit meinem Auto das Ortsschild passiert hatte, haben mir die Leute schon zugewinkt, oder wenn sie mir auf der Straße begegnet sind, haben sie danach gefragt, wo ich denn wieder gewesen sei. Und jetzt hängen ja auch noch die Weinkönigin-Schilder am Ortseingang. Also: Es ist wirklich immer wieder schön, zu Hause zu sein.

Und fiel es dann schwer, wieder wegzufahren - und sich vielleicht vom Freund schon wieder verabschieden zu müssen?
Es ging schon. Ich habe mich eigentlich immer auf die Termine und Ausflüge gefreut, habe mich die Tage vorher schon darauf vorbereitet. Mein Freund hat da vielleicht ein bisschen mehr darunter gelitten. Aber jetzt hat er mich ja wieder (lächelt).

Gab es denn mal einen Tag, an dem Sie gesagt haben: "Nein, heut kann ich nicht, ich will nicht reden, ich will nicht lächeln, ich will einfach nicht"?
Also ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem das so gewesen wäre. Ich stehe mit einem Lächeln auf und gehe mit einem Lächeln ins Bett. Das ist mir nie schwer gefallen. Aber wenn es doch mal ein bisschen schwieriger war, hatte ich ja auch noch den Präsidenten vom Weinbauverband, Arthur Steinmann, dabei. Der hat einen dann auch mal aufgebaut und mich darauf vorbereitet, was auf mich zukommt. Er war wirklich ein guter Beifahrer - im Auto wurde es nicht langweilig.

Dann würden Sie alles also genau so wieder machen?
Ich würde es auf jeden Fall wieder machen. Es war unglaublich, was ich alles erlebt habe, vor allem in dieser Vielfalt. Und dann diese ganzen Menschen. Es war toll, diese Persönlichkeiten kennen zu lernen, mit ihnen zu plaudern und zu lachen, als würde man mit einem guten Bekannten zusammenstehen. Das hat einfach Spaß gemacht, diese Menschen auch mal so kennenzulernen, wie sie sind. Besonders toll fand ich auch, dass ich soziale Projekte unterstützen konnte. Gerade war ich bei der Bahnhofsmission in Würzburg, die der Weinbauverband unterstützt, und habe mir mal angeschaut, wie dort so gearbeitet wird. Ich könnte mir gut vorstellen, da auch weiterhin ehrenamtlich zu arbeiten. Das ist einfach eine tolle Sache, und es war toll, das als Königin zu unterstützen. Genauso, wie bei der Sternstundengala des Bayerischen Rundfunks am Spendentelefon zu sitzen und die Spenden entgegenzunehmen. Das fand ich mit die schönsten Aktionen der Amtszeit.

Und was fangen Sie jetzt mit ihrer ganzen Freizeit an?
Naja, so viel Freizeit wird es gar nicht sein. Bis zur Abkrönung im April habe ich schon noch einige Termine. Danach werde ich mein Studium wieder aufnehmen und ich will wieder anfangen, Korbball zu spielen. Außerdem war ich schon immer sehr engagiert in Fahr, das habe ich jetzt alles mehr oder weniger stillgelegt. Also ich glaube, mir wird so schnell nicht langweilig.

Die Fragen stellte Julia Riegler.