Vorfreude auf den Tag der Franken am 2. Juli
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Samstag, 24. Juni 2017
Von Prinzessinnen und Bflunzn, "Penis azzurro" und fränkischem Selbstverständnis: Was ein gewürfelter Franke dem Ministerpräsidenten sagen will.
F ranken ist eine Marke geworden. Fast schon ein Statussymbol. Gstandene Mannsbilder tragen mit breiter Brust T-Shirts, auf denen der rot-weiße Rechen prangt. Mädli und Madla in Unter-, Mittel- und Oberfranken ziehen sich Spaghetti-Tops über, die an hervorragender Stelle den Schriftzug "Frangn = schbidze" zeigen. Baby-Bodys ziert die Aufschrift: "Made in Franconia". Ein Trend, der bald schon wieder vorbei sein wird? "Das glaube ich nicht", sagt Walter Vierrether. Er ist Träger des Frankenwürfels, früherer Tourismus-Chef der Weinstadt Kitzingen und noch immer deren Symbolfigur "Hofrat". In dieser Dreier-Funktion ist er viel in Ober-, Mittel- und Unterfranken herumgekommen und hat sich ausführlich mit Mentalität und Sprache beschäftigt. Zum "Tag der Franken", der am 2. Juli mit einem bunten Programm gefeiert wird, berichten Vierrether und Magdalena Hofmann, die in Kitzingen fränkische Produkte verkauft, von einer wachsenden, bezirksübergreifenden Franken-Mentalität.
Seit wann sind Gürtel und Gläser, Shirts und Spiele, Hoodys und Handtaschen in fränkischen Farben "in"?
Magdalena Hofmann: Seit ich mein Geschäft 2013 eröffnet habe, hat die Nachfrage stetig zugenommen. Und das war sicher nicht nur bei mir so, denn die Vielfalt der am Markt angebotenen Produkte ist ebenfalls stark gestiegen. Inzwischen gibt es fast nichts mehr, was es in Rot-Weiß nicht gibt.
Stammen die Produkte aus Franken oder ist das Importware, etwa aus Fernost?
Hofmann: Viele Kunden wollen speziell Waren "made in Franconia" kaufen. Die fragen nach und schauen sich die Produkte genau an. Mein Hauptlieferant stammt aus Nürnberg und ist Überzeugungstäter - was geht, lässt er in Franken produzieren.
Woher kommt das neue fränkische Selbstwertgefühl?
Walter Vierrether: Seit es - im Vergleich zu früher - realtiv leicht geworden ist, die Welt zu bereisen, und viele das ja auch tun, wird einem beim Zurückkommen klar: Eigentlich muss man nicht in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah. Hier bei uns gibt es echt alles, was das Herz begehrt: Seen, Wälder, hübsche Orte, gute Berufs-Chancen, malerische Landschaften, leckeres Essen, besondere - ja wirklich! - Menschen. Darauf kann man schon stolz sein beziehungsweise sich darüber freuen.
Ziehen Ober-, Unter- und Mittelfranken am selben Strang?
Vierrether: Ich finde schon, dass sie das immer öfter tun. Ich bin viel in allen drei Regierungsbezirken herumgekommen: Die Mischung macht's erst richtig gut - von Bier- bis Weinfranken, von der Fränkischen Schweiz bis in die Mainauen. Die Regionen ergänzen und befruchten sich gegenseitig. Die Kohlehof-Prinzessin des Deutschen Dampflokomotiv-Museums Kulmbach gäbe es wahrscheinlich nicht, wenn meine Weinprinzessinnen die Kulmbacher Verantwortlichen nicht bei ihren Besuchen inspiriert hätten. Wir profitieren von- und miteinander!
Aber regionale Unterschiede sind doch auch wichtig, oder?
Vierrether: Natürlich! Die sollen keineswegs verwischt werden - zum Beispiel unsere unterschiedlichen fränkischen Dialekte! Die machen einen Besuch bei uns doch erst spannend.
Zum Beispiel?
Hofmann: Ich liebe den Satz "I ho a Ä ü", ich habe ein Ei übrig, weil der so schön lautmalerisch ist. Genauso wie "Bflunzn" - da hören auch Auswärtige schon an der Aussprache, dass es um eine wenig sympathische Person geht.
Vierrether: Genau. Auch brunsverregg, briddschebräd oder schdreggsderlängs brauchen keine große Erklärung. Apropos Erklärung: Egal, ob Ober-, Mittel- oder Unterfranken, wir alle gelten vielleicht als maulfaul, aber halt auch als witzig. Ich sollte in unserer italienischen Partnerstadt mal die "Blauen Zipfel" erklären. "Penis azzurro" ist dort heute ein geflügeltes Wort...
Hofmann (lacht gradnaus): Allmächd!
Na, da kann sich Horst Seehofer ja warm anziehen, wenn er beim "Tag der Franken" vom Kitzinger Hofrat in Empfang genommen wird...
Vierrether: Ich habe ihn schon zweimal getroffen und ihm auch schon gesagt, dass er zwar körperlich größer ist, aber ich dafür zackiger bin. Diesmal werde ich ihm mit auf den Heimweg geben: "Ihr Bayern habt die Alpen. Aber wir Franken, wir haben den Horizont."
Info: Der Frankenwürfel ist eine Auszeichnung, die seit 1985 jährlich an Persönlichkeiten verliehen wird, in denen "das Prägende des fränkischen Charakters - das Wendige, das Witzige und das Widersprüchliche - besonders deutlich zum Ausdruck kommt". Die fränkischen Regierungspräsidenten überreichen den Preisträgern unter anderem einen Porzellanwürfel mit Franken-Symbolen.
PROGRAMM
Tag der Franken am 2. Juli in Kitzingen
Historie: Der Tag der Franken wird seit einem Landtagsbeschluss 2006 jährlich gefeiert, und zwar abwechselnd in den drei fränkischen Regierungsbezirken. Historischer Hintergrund: Im Juli des Jahres 1500 wurde auf dem Reichstag von Augsburg die Einteilung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Reichskreise in die Wege geleitet. Der Fränkische Reichskreis hatte bis 1806 Bestand.
Kitzingen lädt ein: Inmitten des fränkischen Weinlandes idyllisch am Main gelegen, hat Kitzingen eine bedeutende Vergangenheit als Weinhandelsstadt. Für die Zukunft setzt die Stadt auf Innovation - das zeigt sie am "Tag der Franken" (2. Juli) etwa durch die Tourismus-Messe "Fernweh so nah" und Informationen zur Elektro-Mobilität (E-Autos). Verschiedenste Gruppen und Vereine bieten in der ganzen Stadt die Bandbreite fränkischer Lebenslust und Lebensfreude. Dabei sorgt das unterfränkische Musikschulfestival mit 25 Ensembles & Bands für besondere musikalische Akzente. Programm: 9.30 Uhr Gottesdienst in fränkischer Mundart (evang. Stadtkirche), 12 Uhr Eröffnung auf dem Marktplatz (mit Ministerpräsident Horst Seehofer, Landtagspräsidentin Barbara Stamm), im Stadtgebiet verteilt Tänze, Trachten und Musik für jeden Geschmack, Spiel- und Aktionsflächen für Jung und Alt, Papiertheater, Street-Art, Stadtstrand, Ausstellungen, Bootstouren auf dem Main und Kutschfahrten durch die Flur.
Kulturtage: Verbunden mit dem "Tag der Franken" sind die unterfränkischen Kulturtage (2. bis 9. Juli). Beide Veranstaltungen stehen unter dem Motto "Kultur-Brücken".
Infos: Alle Informationen zum Programm: www.tagderfranken.de