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Volksschule Wiesentheid sucht einen neuen Bufdi


Autor: Ralf Dieter

Wiesentheid, Freitag, 27. Dezember 2013

Mit 19 Jahren an der Volksschule? Klingt komisch, ist aber äußerst sinnvoll. Marcel Göb erfüllt in Wiesentheid einen ganz wichtigen Job. "Er erleichtert den Lehrern die Arbeit", sagt Schulleiter Heinz Dürner. Deshalb wäre er auch heilfroh, wenn er einen Nachfolger für den "Bufdi" findet.
Hilfreich: Bufdi Marcel Göb bastelt mit den Schülern der 5g Kerzen.


Den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) gibt es seit dem 1. Juli 2011. Zwei Jahre später gab es bereits mehr als 100.000 Freiwillige, die sich bundesweit gemeldet hatten. Die Freiwilligen setzen sich im sozialen Bereich ein, im Umweltschutz, in der Kultur, im Sport oder im Bereich Integration. Die Volksschule Wiesentheid hat lange nach einem Bufdi gesucht.

Marcel Göb hat die Mittelschule in Schwanfeld erfolgreich abgeschlossen und dann die Sozialpflegeschule in Würzburg besucht. Die hat ihm aber nicht so zugesagt, wie anfangs gedacht. Göb hat die Ausbildung abgebrochen und wusste erst mal nicht, was er tun sollte, mitten im Jahr. Der Zufall hat geholfen.

Eine Bekannte seiner Mutter hat von der Wiesentheider Schule erzählt und von deren fast schon verzweifelten Suche nach einem Bufdi. "Wir haben uns 1997/1998 das erste Mal beworben", erinnert sich Dürner. Damals hießen die Bufdis noch Zivis. Interessenten? Fehlanzeige.

15 Jahre lang hat es Dürner immer wieder mal probiert, im April 2013 hat endlich der erste Bufdi seinen Dienst an der Schule angetreten.

"Es macht richtig Spaß", versichert der 19-Jährige aus Obereisenheim. "Die Arbeit ist abwechslungsreich und ich lerne die Schule aus einer anderen Perspektive kennen." Mittlerweile kann der 19-Jährige das Verhalten seiner eigenen Lehrer von damals gut verstehen. "Das Kollegium in Wiesentheid hat mich gut aufgenommen", sagt er. Das Kollegium profitiert auch am meisten von seiner Arbeit.

Die beginnt Tag für Tag um 7.30 Uhr. Dann hilft Marcel Göb dem Hausmeister dabei, die Verkehrssituation vor dem Schulgebäude zu meistern, die Sicherheit der insgesamt rund 550 Schüler zu gewährleisten. Aus 42 Gemeinden kommen die Schüler nach Wiesentheid - mit dem Bus oder mit den Eltern. "Keine ungefährliche Situation", sagt Dürner. Gut, wenn eine zweite Aufsichtsperson da ist.

Der Rest des Arbeitstages läuft immer anders ab. Mal bringt Marcel Göb Landkarten in ein Klassenzimmer, mal Bücher oder andere Lernmaterialien, die von den Lehrern bestellt wurden. Mal ist er beim Sportunterricht als Aufsicht für die Schüler eingeteilt, die nicht mitmachen können, mal beaufsichtigt er Schüler, die ihre Schulaufgaben nachschreiben. Und wenn ein Schüler eine Auszeit braucht, weil er im Unterricht auffällig geworden ist, kann der Lehrer den Bufdi auf dessen Handy anrufen. "Dann komme ich, hole den Schüler aus dem Klassenzimmer und unterhalte mich mit ihm", erzählt Göb. Ein Formblatt hilft, die wichtigsten Fragen abzuklären. Manchmal helfen auch nur soziale Hilfsleistungen. Dann beaufsichtigt Göb den Schüler beim Hof kehren oder Fenster putzen. "Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich", sagt der 19-Jährige. "Das gefällt mir gut."

Der zweite Fixpunkt im Arbeitstag des Bufdis ist der mittägliche Gang zum Gymnasium. Dort nehmen die Schüler der gebundenen Ganztagsklassen ihr Mittagessen ein. Etwa einen Kilometer liegen die beiden Schulen voneinander entfernt. Ausreichend Platz, um auch mal Blödsinn zu machen. "Eine zweite Aufsicht ist immer hilfreich", sagt Dürner. Und deshalb ist er auch froh, wenn der Bufdi bei Tagesausflügen, Betriebserkundungen oder den Fahrten in die Schullandheime dabei ist.

Dass immer mal etwas passieren kann, hat der 19-Jährige schon hautnah mitbekommen. Einmal sind drei Schüler beim Besuch eines Bio-Bauernhofes ohnmächtig geworden, ein andermal hat sich ein Schüler einen Arm gebrochen.

Ein Jahr dauert so ein Freiwiligendienst in der Regel, manchmal auch nur ein halbes Jahr. Marcel Göb würde gerne bis zu den Sommerferien verlängern und dann entweder den Beruf des Physiotherapeuten oder Polizist lernen. Gute Erfahrungen für seinen weiteren Berufsweg nimmt er so oder so mit. "Ich habe hier ganz schön was gelernt."

Suche Die Volksschule in Wiesentheid ist schon jetzt auf der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Marcel Göb. Wer im Sommer 2014 als Bufdi anfangen möchte, kann sich unter Tel. 09383/97160 oder per Email an vs-wiesentheid@t-online.de bewerben.

Ein Beginn des Freiwilligendienstes ist jederzeit möglich. Die Zielgruppe der über 27-Jährigen stellt mittlerweile einen Anteil von über 40 Prozent. Das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen. Weitere Infosunter www.bundesfreiwilligendienst.de