Volkacher Soldaten heil zurück aus Afghanistan
Autor: Peter Pfannes
Volkach, Sonntag, 24. März 2013
Wohlbehalten sind zehn Soldaten der Volkacher Mainfrankenkaserne von ihrem Auslandseinsatz in Afghanistan in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Am Freitag wurden sie bei einem Appell empfangen.
Sechs Monate verrichteten Hauptmann Stephan Jehle und seine Kameraden Dienst in Afghanistan. "Man muss sich auf die fremde Kultur einstellen", sagte Jehle nach seiner Rückkehr. Am Freitag wurden Jehle, Chef der 2. Kompanie des Instandsetzungsbataillons 466, und die zurückgekehrten Soldaten auf dem Volkacher Marktplatz bei einem feierlichen Appell begrüßt. Gleichzeitig gab Oberstleutnant Hans-Jörg Krauß das Kommando des Instandsetzungsbataillons 466 ab, das im Zuge der Neustrukturierung der Bundeswehr Zug um Zug aufgelöst wird.
Zahlreiche Gäste erlebten die festliche Zeremonie mit. Der Einzug des Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim bescherte ihnen Gänsehautgefühl, bis der ohrenbetäubende Glockenschlag der Stadtpfarrkirche die Marschklänge der Extraklasse verstummen ließen. Insgesamt viermal gebot das Geläut während des Appells dem Geschehen unwiderstehlich Einhalt.
Der zweite Einsatz
Inmitten von mehr als 100 Soldaten stand die kleine Gruppe der Rückkehrer, angeführt von Hauptmann Jehle und Hauptmann Markus Otzmann. Für Jehle war es der zweite Afghanistan-Einsatz. Er rückt Vorurteile gegenüber der Kultur in Afghanistan ins rechte Licht. "Es ist kein so konservatives Land, wie es bei uns oft zu hören ist." Er beschreibt die afghanische Gesellschaft als "weltoffen", auch was Tabuthemen wie Alkohol und Sexualität angehe.
Allgegenwärtig seien natürlich die Gefahren, denen jeder deutsche Soldat bei diesen Auslandseinsätzen ausgesetzt sei. "Die Bedrohungslage ist immer spürbar, außerhalb des Lagers ist sie größer als im Lager", so Jehle. Aber auch innerhalb des abgesperrten Bereichs müsse man für Raketenangriffe gewappnet sein. Jehle und seine Kameraden unterstützten das Military Advisory Team des Deutschen Einsatzkontingent ISAF in Mazar-e-Sharif bei der Ausbildung der afghanischen Armee.
Der Kommandeur des Logistikregiments 47 Oberst Friedrich Karl Engelhardt würdigte den Einsatz der Rückkehrer. "Sie haben sich mit großem Engagement den Herausforderungen des Einsatzes gestellt und mit überzeugender Professionalität und Bravour den Auftrag erfüllt", sagte Engelhardt. Der Einsatz in Afghanistan habe von den Soldaten höchste Konzentration, Aufmerksamkeit und Selbstdisziplin abverlangt. "Jedem Einzelnen von Ihnen gilt unser Respekt, unsere Anerkennung und unser Dank", wandte er sich an die Soldaten und Bataillonschef Krauß.
Nur zwei Wochen bei der Familie
Zufrieden blickten Hauptmann Jehle und Hauptmann Otzmann in die Runde. Ein halbes Jahr weg von der eigenen Familie zu sein, war für die beiden Soldaten schon eine Herausforderung. Ein zweiwöchiger Heimaturlaub war zwar für einige Soldaten drin, Jehle und Otzmann blieben aber vor Ort. Zu seiner Familie in Nürnberg hatte Otzmann ständig Kontakt. Durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten konnte er mit seinen Eltern in Verbindung bleiben. Außerdem gab es im Lager Internet. "Von der Bundeswehr aus waren wir da sehr gut versorgt", sagte der Hauptmann. Zusätzlich waren amerikanische Streitkräfte vor Ort, mit denen die deutschen Soldaten engen Kontakt pflegten und deren Kommunikationsmöglichkeiten wie Telefon nutzen konnten. "Wir Soldaten sind nicht mehr komplett vom Alltag daheim herausgerissen. Man kriegt fast täglich mit, was zuhause los ist."
Als positiv sieht Otzmann die gute Vorbereitung der Kräfte auf den Einsatz. "Alle Soldaten sind gut gerüstetet und wissen, was auf sie zukommt." Während die Soldaten mit den mentalen Belastungen gut zurecht kämen, hätten die Familienangehörigen mit dem Einsatz ihrer Tochter oder Sohnes "innerlich schon mehr zu kämpfen".
Bei der Verabschiedung der Soldaten im Juli 2012 hatte Bürgermeister Peter Kornell (FWG) den Wunsch geäußert, dass alle Soldaten wieder gesund in die Heimat zurückkehren. Freude über die Rückkehr begleitete deshalb seine Rede. "Sie haben einen demokratisch und völkerrechtlich legitimierten Auftrag erfüllt und im Sinne der Menschlichkeit und der Menschenrechte für eine gute Sache gekämpft", sagte er.
Kornell bedauerte die Auflösung des Instandsetzungsbataillons 466. Er versicherte, dass die Soldaten in der Kaserne und die Menschen an der Mainschleife befreundete Partner bleiben. Oberstleutnant Krauß, der das Kommando an Oberstleutnant Stefan Ley übergab, dankte Kornell für dessen partnerschaftliches Engagement am Standort Volkach.
Hauptmann Jehle glaubt, dass er und seine Kameraden die kommenden 24 Monate erst einmal wieder an ihrem Heimatstandort und bei ihren Familien verbringen können. "Aber man weiß ja nie, schließlich ist das mein Beruf. Der nächste Auslandseinsatz wird sicherlich kommen", blickt er der Realität ins Auge.