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Volkach: Großer Ärger um fehlende Taxis - Unternehmer weist Vorwürfe zurück


Autor: Clara Maria Wimmer

Volkach, Dienstag, 31. Januar 2023

Eine Gastronomin aus Volkach ist wütend: Regelmäßig blieben Gäste bei ihr sitzen, weil es in der Umgebung keine Taxis gebe. Ein Unternehmer weist die Vorwürfe zurück.
Eine Volkacher Gastronomin ist verärgert. Regelmäßig blieben Gäste in ihrem Restaurant sitzen, weil es in der ländlichen Region keine Taxis gebe.


  • Restaurant-Betreiberin aus Volkach verzweifelt: "Ich habe so eine Wut"
  • "Zahlreiche Gäste sitzen abends fest" - fehlende Taxis im ländlichen Raum
  • Taxi-Unternehmer wehrt sich: "Kann keine 24 Stunden am Tag arbeiten"
  • "Nach Hause kommt jeder": Wo liegt die Problematik in der Branche?

Die Inhaberin des Restaurants Corleone in Volkach ist verzweifelt: Nicht zum ersten Mal blieben Gäste in ihren Räumlichkeiten sitzen, weil es in der Umgebung keine Taxis gebe. "Ich habe so eine Wut", äußert sich die Gastronomin Marianne Schneider gegenüber inFranken.de. "Das ist wirklich ein Problem - ich kann die Leute nicht fahren und ein Bus fährt auch nicht. Die Gäste schauen mich dann mit großen Augen an und ich weiß nicht, was ich tun soll."

"Zukunft schaut düster aus": Volkacher Taxi-Unternehmer erklärt Problematik

Regelmäßig falle es auf das Restaurant zurück, wenn Gäste keine Möglichkeit haben, nach Hause zu kommen. "Es bleibt am Ende an uns hängen. Zahlreiche Gäste sitzen abends fest - und wir sind die Deppen, weil wir zu blöd sind, ein Taxi zu rufen", beklagt Schneider. Teilweise seien die Besucher und Besucherinnen ihres Restaurants schon rund zehn Kilometer nach Hause gelaufen, weil das die einzige Möglichkeit gewesen sei - "wir sind auch nicht in Würzburg oder München, wo alle naselang ein Bus oder eine Tram fährt". 

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Taxi-Unternehmer Stefan Leykamm könne die Wut durchaus nachvollziehen: "Aber es scheitert am Personal und der Rentabilität", wehrt sich der Geschäftsmann. "Wir haben dasselbe Problem wie die Gastronomie auch: Es will einfach niemand mehr im Dienstleistungssektor arbeiten." Es gebe kaum noch Fahrwillige, außerdem seien die Kosten unter anderem durch den Mindestlohn mittlerweile so hoch, dass sich die Beschäftigung von mehreren Angestellten sowieso nicht mehr lohne.

"Ich sehe das schon ein, auch zwölf Euro sind eigentlich noch zu wenig, davon kann man nicht leben. Wenn es nach mir ginge, würden die Fahrer locker 15 oder 16 Euro kriegen, aber wenn ich nicht mehr einnehme, kann ich auch keine höheren Löhne zahlen." Von ehemals zwölf Angestellten schrumpfte sein Betrieb in den letzten Jahren, vor allem seit Beginn der Pandemie auf nur noch eine beschäftigte Person: "Mit Corona ist alles in die Brüche gegangen", beklagt sich Leykamm. "Und auch die Zukunft schaut düster aus."

Mehr Verständnis für Taxi-Branche gefordert - "Diese Zeiten sind vorbei"

Vor allem das Nachtgeschäft sei für den Taxi-Unternehmer schon länger nicht mehr stemmbar. "Unser Hauptgeschäft sind Krankenfahrten - ohne die würde es schon lange kein Taxi-Unternehmen mehr geben. Andere Fahrten machen höchstens zehn Prozent aus." Für Marianne Schneider vom Restaurant Corleone ist die Rentabilität jedoch nur bedingt ein Argument: "Ich bin auch Unternehmerin. Aber ich kann mein Restaurant nicht nur aufmachen, wenn es wirtschaftlich ist - danach kann ich nicht gehen." 

Trotzdem zeichne sich im Taxi-Metier ein Trend ab, den Unternehmer Leykamm auch in anderen Branchen beobachte: "Auch beispielsweise die Wirtschaften leiden unter den Entwicklungen. Es gibt mehr Ruhetage und oftmals ist um 22 Uhr Schluss - meistens wegen Personalmangel. Und ich kann eben auch keine 24 Stunden am Tag arbeiten." Für die Gäste gebe es außerdem, so der Taxi-Geschäftsmann, auch andere Lösungen: "Nach Hause kommt jeder. Man kann sich immer ein Taxi aus den umliegenden Städten wie Kitzingen, Schweinfurt oder Würzburg kommen lassen - es ist dann eben eine Frage des Geldes. Aber Taxi fahren ist Luxus, das war es immer und das wird es immer bleiben."

Gastronomin Schneider hofft währenddessen darauf, dass die örtlichen Taxi-Unternehmen ihre Öffnungszeiten verlängern und sich das Problem dadurch löse. "Das ist mein Ziel: Dass darauf reagiert wird und endlich was passiert - und meine Gäste heile nach Hause kommen." Leykamm dagegen weiß genau, was er dazu bräuchte: "Angestellte und einen höheren Nachttarif, damit ich meine Fahrer auch bezahlen kann." Was er sich aber vor allem wünsche, sei mehr Verständnis: "Bei einem vollen Restaurant oder ausgebuchten Hotel gehen die Leute eben weiter. Nur beim Taxi denken alle, es müsse zu jeder Tages- und Nachtzeit innerhalb von fünf Minuten nur für sie da sein - aber diese Zeiten sind vorbei." 

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