Vinyl-Schallplatten: Knistern für die Ohren
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 19. April 2013
Marvin Gay, Sexual Healing. Keine Ahnung warum. Aber gehört habe ich sie in diesen Wochen fast täglich. So lange, bis ich fast jedes Lied mitsingen konnte. 13 oder 14 Jahre dürfte ich damals alt gewesen sein. Und ein eigener Plattenspieler war in etwa so wichtig wie ein kurzer Blickkontakt mit der Lieblingsschülerin aus der 8b auf dem Pausenhof.
Heute, knapp 30 Jahre später, habe ich keinen Plattenspieler mehr, nur noch eine Platte - und die befindet sich auf meinem Kopf. Anlässlich des heutigen Tages des Schallplattenladens bin ich aber sicher nicht der einzige, der gerne an die schwarzen Scheiben zurückdenkt, die sich so anmutig über den Plattenteller drehten. Hermine Jakubczyk ist die große Expertin in Kitzingen. 38 Jahre lang führte sie den Laden "Die Radio-Zentrale" in Kitzingen und verdankte den Platten ihren Lebensunterhalt und viele interessante Begegnungen.
Heute sind Schallplatten nur noch etwas für Liebhaber und Sammler. Die 13- und 14-Jährigen unserer Tage hören Musik über den ipod, das iphone oder das Internet. Und das hat unbestritten Vorteile: Viel schneller kommen sie so an viel mehr Titel und Interpreten ran. Viel besser ist die Tonqualität. Nur eines werden diese jungen Menschen nie erleben: Das prickelnde Gefühl, wenn sich Marvin Gayes Stimme mit dem knisternden Ton der Nadel vermengt, die gefühlvoll über das Vinyl kratzt.